Die EU – Eine große Gemeinschaft oder jeder für sich?

Europäerin, Deutsche oder Polin – Wer bin ich und warum überhaupt? 

Ein Essay von Laura Wybranska, Q2

Bin ich Deutsche, weil ich in Deutschland geboren bin oder bin ich Polin, weil meine Eltern es sind? Bin ich halb Deutsche und halb Polin? Oder ganze Europäerin? Muss ich mich eigentlich mit einer Nation identifizieren?  

Ginge es nach der typischen deutschen Mentalität wäre ich Deutsche, ich bin pünktlich, ordentlich, selbstkritisch. Aber macht mich das wirklich zu einer Deutschen? Mit der polnischen Mentalität kann ich mich nicht identifizieren, religiös, Familien-Menschen und temperamentvoll, trotzdem fühle ich mich dort wohl. Aber kann ich mich mit den Werten der EU identifizieren? Natürlich, wer mag denn keinen Frieden, keine Sicherheit und Harmonie? In ganz Europa sollten diese Werte gelten und in Deutschland spüre ich diese Werte auch.  

Aber in Polen?  Wo es sogenannte  LGBTQ-freie Zonen gibt, in denen Homosexuelle, Transsexuelle und Menschen anderer Sexualität nicht akzeptiert werden. Es geht um Bürger, denen keine Sicherheit geboten wird und die nicht die Freiheit haben, ihre Sexualität unbeschwert ausleben zu können. Es geht um einen EU-Mitgliedsstaat, in dem Frauen die Freiheit genommen wird, eine Abtreibung durchzuführen oder nicht. Deshalb finde ich es fragwürdig, dass Polen trotz seines unmoralischen Handelns immer noch ein Mitglied der EU ist. Es sind nur zwei Beispiele, die zeigen, dass nicht in ganz Europa dieselben Werte gelten. In Deutschland dagegen habe ich größtenteils das Gefühl, dass ich mir als Frau mehr Gedanken über den Gender-Pay-Gap machen muss, als über die Abtreibungsgesetze. Aber das ist wieder ein anderes Thema.

Doch stellt sich abschließend jetzt die Frage, ob ich nun Deutsche bin oder Europäerin. Aber muss ich mich überhaupt zu einer Nationalität bekennen? Meiner Meinung nach bin ich allem voran ein Mensch, der das Glück hat, in einem sicheren und freien Staat zu leben. Ich bekenne mich nicht als Deutsche, Europäerin oder Polin. Ich bin ein freies Individuum, dass auf dem Kontinent Europa in einem Land namens Deutschland lebt. Ich binde mich nicht, in dem ich zu einer Nation gehören möchte. Trotzdem bin ich glücklich, die beinahe selbstverständlichen europäischen Privilegien beanspruchen zu können, zum Beispiel die Demokratie.  


Diese Gedanken entstanden im Rahmen des Politikunterrichts der Jahrgangsstufe 12. Dabei ging es um eine kritische Betrachtung der Europäischen Union, der sogenannten Europäischen Idee und der Frage nach der Zukunft dieser Gemeinschaft.

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