Vegan gleich gesund?

Was ist dran an dem neuen Trend?

Ein Essay von Romy Schultz, Klasse 11-5

„Sollen wir nur noch Gras essen, dann habe ich doch gleich Mangelerscheinungen!“

„Massentierhaltungen sind Einzelfälle!“

Solche und noch viel mehr Aussagen bekommt man, wenn man sich vegan ernährt, häufig zu hören. Vor längerer Zeit habe ich begonnen, mich ausführlich mit dem zu beschäftigen, was ich esse. Natürlich stieß ich immer wieder auf vegane Produkte in den Supermärkten, mittlerweile sogar auf ganze Regale! Die Nachfrage steigt seit einigen Jahren immer weiter! Doch was ist wirklich dran an veganer Ernährung? Ist sie wirklich gesünder und nachhaltiger?

Bevor ich nun aber auf meine These weiter eingehe, möchte ich zunächst nochmal darauf eingehen, was Veganismus eigentlich ist. Wenn man sich vegan ernährt, isst man keine tierischen Produkte, sondern nur rein pflanzliche Nahrung. Zum Beispiel dürfte man kein Fleisch, aber auch keine Sahne, Butter, Käse, Joghurt, Eier etc. essen. Das hört sich auf den ersten Blick sehr eingeschränkt und für viele fast unmöglich an. Ich persönlich kann euch jedoch berichten, dass man sehr viele tolle vegane Gerichte zaubern kann, dazu aber später mehr.

Erst mal zurück zu meiner These, wie gesund diese Ernährungsweise überhaupt ist. Ich finde, dass man nicht pauschal sagen kann, ob eine Ernährungsweise gesund oder ungesund ist, da es innerhalb dieser Ernährungsweisen verschiedene Möglichkeiten gibt. Man kann sich nämlich mit jeder Nahrungsweise ungesund oder gesund ernähren. Es kommt eben immer ganz darauf an, was man isst und wieviel man isst. Nun aber zurück zur veganen Kost. In fast jedem Supermarkt findet man vegane Lebensmittel, jedoch ist das meiste davon sehr ungesund und für viele auch nicht genießbar. Das liegt meistens an den vielen künstlichen Inhaltsstoffen, die das Produkt “genießbar” machen sollen. Zum Beispiel eine Joghurtalternative der Marke Alpro, einer der Spitzenreiter, wenn es um vegane Produkte geht, ein Sojajoghurt Natur enthält: Sojabasis, Zucker, (Pektine), Säureregulatoren, Aroma, Meersalz, Antioxidationsmittel, Tricalciumcitrat, Stabilisator, Fettsäureester der Ascorbinsäure, Vitamine (B12, D2), Joghurtkulturen.

Beispielfoto (Quelle: www.pixabay.com)

Ein Naturjoghurt des Discounters Aldi enthält nicht mal die Hälfte aller dieser Zutaten. In diesem Punkt überwiegt natürlich der Naturjoghurt, allerdings besteht ja nicht das gesamte Sortiment aus ungesunden Produkten, denn, wenn man sich auf Rohstoffe wie Gemüse, Obst, Kartoffeln, Nudel, Linsen usw., fokussiert, findet man viele gesunde Produkte.

Aber – man darf auch nicht vergessen, dass es nur die veganen Fertigprodukte sind, die ungesund sind, denn auch viele nicht vegane Produkte sind nicht gut für uns. Eine gute Alternative ist zum Beispiel Kokos- oder Haferjoghurt, aber auch bei diesen Alternativen muss man genau auf die Zutatenliste schauen. Wenn man dies tut, findet man dort auch Produkte, die nicht so viele ungesunde Inhalte haben.

Am besten und leckersten ist es aber immer noch, wenn man die Sachen selber macht. Mittlerweile gibt es eigentlich jedes Produkt auch in veganer Variante, so zum Beispiel ein Schnitzel oder Käse. Ich finde allerdings, dass man nicht jedes Produkt in veganer Ausführung braucht, denn die vegane Salami oder der vegane Käse wird niemals nach Salami oder Käse schmecken, dessen muss man sich bewusst sein. Die Meisten, die sich vegan ernähren und ich persönlich auch, brauchen diese Produkte nicht, da ihnen die Fleischprodukte allgemein überhaupt nicht schmecken und auch die klassischen Milchprodukte nicht.

Nun möchte ich noch einmal darauf eingehen, weshalb man sich vegan ernähren sollte. Vorab möchte ich dazu jedoch sagen, dass niemand einem vorschreiben kann und sollte, wie man sich zu ernähren hat. Das bleibt stets eine höchstpersönliche Entscheidung. Ich möchte lediglich zum Nach- oder vielleicht zum Umdenken anregen und die Dinge mal aus einer anderen Perspektive betrachten.

Beispielfoto (Quelle: www.pixabay.com)

Ich persönlich habe einige in meinem Bekanntenkreis, die sich vegan oder vegetarisch ernähren. Die meisten stellen ihre Ernährung aus ethischen Gründen um, wie ich zum Beispiel. Für gewöhnlich fangen viele mit vegetarischer Ernährung an, da man keine Verantwortung für den Tod von über 150 Milliarden Tieren, die weltweit jährlich für uns ihr Leben verlieren, tragen möchte. Das sind rund 4.756 Tötungen pro Sekunde.

Ein weiterer fundamentaler Grund sind die Haltungsformen der Betriebe. Häufig wird vielen dann auch klar, wie Milchkühe oder Hühner gehalten werden und „Bio“, wie wir alle wissen, nicht unbedingt bedeutet, dass dies auch “gut” für die Tiere ist. Das liegt daran, dass Milchkühe beispielsweise geschlachtet werden, sobald die
“Milchleistung” nachlässt. Und, dass Kühe künstlich geschwängert werden, um die Milchleistung zu erhalten, damit die Verbraucher dann morgens einen Joghurt oder ein Käsebrot essen können. Spätestens dann wird vielen bewusst, dass sie dies nicht unterstützen möchten!

Aber nicht nur das, sondern auch die grauenhafte Haltung und Fütterung der Tiere und das große Leiden, welches die Tiere erfahren, bis sie getötet werden, tut vielen allein schon beim Zuhören “weh”! Ein anderes Beispiel sind die männlichen Küken, die bei vollem Bewusstsein wortwörtlich mit scharfen Messern „geschreddert“ oder vergast werden, ist unter aller Würde!

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Von vielen Leuten bekomme ich genauso wie viele andere oft zu hören, dass man ja einfach Bio Produkte kaufen kann. Allerdings muss man auch bei Bio-Produkten sehr kritisch sein, denn nur weil Bio draufsteht ist nicht gleich Bio drin.

Beispiel:
Ein weiterer Punkt, warum einige sich für diese Ernährungsweise entschließen, war und ist der gesundheitliche Aspekt. Dieser ist sehr umstritten, jedoch möchte ich trotzdem darauf eingehen. Es gibt einige Studien, die gezeigt haben, dass Milchprodukte auch sehr schädlich sein können, dies bezieht sich auf einen sehr hohen Milchkonsum am Tag. Da wir aber in der Regel wie bei Zucker, viel zu viel davon zu uns nehmen, ohne, dass wir es wissen, trifft dieser Punkt bei vielen zu. So kann ein zu hoher Milchkonsum das Risiko, Prostatakrebs zu lerkranken, steigern. Eine Studie der Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston zeigt das dadurch ein höheres Knochenbruchrisiko besteht.

Einen anderen Punkt, den ich noch erwähnen möchte, ist, dass in Molkereiprodukten viele Hormone enthalten sind, die Akne oder aber auch Pickel fördern können. Viele sagen auch, dass die Natur für unseren Körper nach der Muttermilch keine solcher Produkte mehr vorsieht, weshalb viele an Laktoseintoleranz leiden, genauso wie ich. Daher kommt vielen diese Ernährungsweise sehr entgegen. Natürlich haben Molkereiprodukte auch positive Auswirkungen auf unseren Körper, da sie zum Beispiel ein Lieferant für Kalzium, Proteine, Jod und Fette sind, die für uns lebenswichtig sind.

Diesen Bedarf kann man aber auch wunderbar mit anderen Lebensmitteln decken, wie verschiedene Kohlsorten, weiße Bohnen oder Mandeln. Ein Beispiel hierzu, in 100 g Grünkohl sind 210 mg Kalzium enthalten und in 100 g Griechischen Joghurt sind 110 mg Kalzium enthalten. Hier sieht man also, dass man diese Nährstoffe auch in veganer Variante dem Körper geben kann. Die DGE (deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.) sagt, dass Jugendliche im Alter von 15 – 19 Jahren pro Tag ungefähr 1200 mg Kalzium zu sich nehmen sollten.

Beispielfoto (Quelle: www.pixabay.com)

Jetzt möchte ich noch auf das Thema Fleisch eingehen, denn auch in Fleischprodukten sind wichtige Nährstoffe für unsere Körper enthalten, wie zum Beispiel Zink, Selen, Eisen und vor allem B-Vitamine. Zink, Selen und Eisen kann
man wie Kalzium durch anderen Produkte gut ersetzen, Zink zum Beispiel durch Haferflocken oder Quinoa. Bei den B-Vitaminen ist es schwierig, diese zu ersetzen, zumindest in der Höhe, die unserer Körper braucht, um den gesamten Bedarf zu decken, kann man daher ein Nahrungsergänzungsmittel aus der Apotheke zu sich nehmen, in dem alle B-Vitamine enthalten sind.

Alle anderen Nährstoffe, die unser Körper benötigt, kann man gut durch pflanzliche Produkte decken. Trotzdem empfiehlt es sich, jährlich ein Blutbild zu machen, hier finde ich allerdings, dass dies unabhängig von der Ernährungsweise ist.

Folgend möchte ich noch mal allgemein auf meine Meinung zum Thema Fleisch- und/oder Milchkonsum eingehen. Ich persönlich finde es nicht schlimm, wenn jemand tierische Produkte zu sich nehmen möchte. Jedoch stört mich die Menge dieser Produkte. Jeder kann sich ja mal die Frage stellen, ob er/sie wirklich zum Frühstück, Mittag- und Abendessen tierische Lebensmittel braucht, oder ob man diese vielleicht auf einmal am Tag oder alle zwei Tage reduzieren kann. Außerdem sollte man schauen, was man zu sich nimmt, denn wenn man diese Nahrungsmittel in der Metzgerei oder beim Bauern im Hofladen kauft, tut man auch sich etwas Gutes und schützt sich, denn in den meisten Produkten stecken sehr viele ungesunde oder gar schädliche Inhaltsstoffe wie Antibiotika oder Dioxin. Auch wenn der Einsatz von Antibiotika eingegrenzt wurde, wurde beispielsweise in einer Masthühnerhaltung in NRW festgestellt, dass rund 92 % der Tiere mit Antibiotika behandelt waren. So sterben in der EU jährlich um die 33.000 Menschen an Erkrankungen, die durch resistente Keime verursacht wurden, in Deutschland sind es 2.400.

Abschließend möchte ich nochmal auf meine Frage eingehen, ob vegane Ernährung gesund oder ungesund ist, komme ich zum Entschluss, dass man, wie bereits erwähnt, nicht pauschal sagen das eine Ernährung gesund oder ungesund ist. Ich möchte jedem auf den Weg geben, etwas mehr sich bewusst zu machen, was man isst und, dass man egal wie man sich ernährt aufpasst, was man zu sich nimmt. Trotzdem sollte man offen für Neues sein!

Dieser Essay entstand im November 2021 im Rahmen des Deutschunterrichts in Klasse 10.