Denkanstoß

BodyshamingSchattenseiten unserer Gesellschaft

Eine Redebeitrag von Alexandra Haybach, 10f

Schon als achtjähriges Mädchen bin ich aus dem Haus gegangen und die Nachbarn haben ganz offen gesagt: „Guck mal, die hat aber schon wieder zugenommen!“ Diese und weitere Kommentare musste ein kleines, achtjähriges Mädchen auf sich einhageln lassen. Diese […]

Worte haben so stark auf meine Psyche eingeschlagen, dass auch ich schließlich eine Essstörung entwickelt habe, nämlich Anorexie. An meinem persönlichen Tiefpunkt bin ich um 5 Uhr morgens aufgestanden, um heimlich Sport zu machen und anschließend noch 2 Liter Wasser wegzu„exen“, um auch nur etwas mehr Gewicht auf die Waage zu bringen und nicht in eine Klinik zu müssen. Täglich gab es in meiner Familie wegen meiner Magersucht Streit und Tränen. Doch schlussendlich habe ich diese Krankheit mit Hilfe einer Therapie und meiner Familie besiegt.  

Liebes Publikum, ich bin Alexandra Haybach und stelle Euch heute meine Rede zum Thema Bodyshaming und Essstörung vor. 

Bodyshaming ist seit Anfang des 21. Jahrhunderts ein Teil unserer Gesellschaft, aber ich denke, niemand ist sich bewusst, welche Auswirkungen Bodyshaming auf die einzelnen Personen hat, außer man hat es selbst schon durchlebt. Allerdings schafft es nicht jeder, diese Krankheit zu besiegen, an Anorexie sterben laut Studien 10-15% der Erkrankten. Aber nicht nur Anorexie ist eine ernstzunehmende Folge, dazu kommen auch noch Bulimie und Adipositas und selbst dort liegt die Sterberate bei 3,8%. 

Menschen hungern sich zu Tode, Menschen begehen Suizid und das nur, weil ihr diese Menschen beurteilt, die ihr nicht einmal kennt! Ich frage euch, warum macht ihr das, was bringt es euch, andere zu verletzen? Macht euch das Spaß, geilt ihr euch daran auf, fühlt ihr euch großartig, nachdem ihr jemand Fremden fertig gemacht habt? Ich kann natürlich nicht sagen, dass jeder von euch an solchen Aktionen beteiligt ist, aber ich weiß und ihr wisst es auch, wenn ihr euch selbst einmal fragt, habe ich schon mal über das Aussehen von jemandem gelästert und nur im Kopf etwas Negatives über die Figur oder den Körper eines Fremden gedacht? Da müsst sowohl ihr als auch ich dies bejahen. Und selbst das geht schon zu weit, also lasst uns etwas dagegen tun, wir sind die nächste Generation und können unsere gesellschaftliche Struktur verändern und verbessern. Vielleicht hat jemand von euch auch von Josie Maria gehört, sie war eine Influencerin und ist erst im Dezember des letzten Jahres mit 24 Jahren an dieser Krankheit gestorben.  

Denn nicht nur in der realen Welt, sondern auch im Netz hatet ihr die Menschen mit niederschmetternden Kommentaren wie „Mit so einem Körper sollte man kein Bikini tragen“ und da frage ich mich, warum sollte man das denn nicht? Ist unsere Gesellschaft so kaputt, dass nur Menschen mit perfekten Körpern einen Bikini tragen dürfen, denn wenn dies so ist, dann dürft weder ihr noch ich einen Bikini tragen, denn niemand hat einen perfekten Körper, jeder hat seine Makel und das ist auch gut so. Wir müssen aufhören, an einem veralteten Weltbild hängenzubleiben und Dinge wie Dehnungsstreifen, andere Hautfarben, Cellulite oder einen runden Bauch als normal anerkennen. 

Natürlich wollt ihr manchmal jemandem auch nur einen gut gemeinten Ratschlag geben, mal etwas gesünder zu essen oder mehr Sport zu machen, aber ihr müsst auch über den Tellerrand schauen. Weißt du ganz genau, wenn du einen Menschen auf der Straße siehst, dass diese Person sich ungesund ernährt und keinen Sport macht oder ob sie vielleicht sogar eine chronische Erkrankung hat und gar nichts für ihren Körper kann? Nein, eben nicht und deshalb müssen wir uns aus dem Leben anderer Menschen raushalten. Denn ihr könnt allein mit solchen Kleinigkeiten großen Schaden anrichten, wodurch die betroffenen Menschen an weiteren psychischen Krankheiten wie Depressionen, niedrige Selbstwertschätzung, Verschlechterung des emotionalen Wohlbefindens, Selbstausgrenzung bis hin zu Suizid-Gedanken erkranken. Aber was veranlasst euch zu solchen Gräueltaten Vielleicht wisst ihr es selbst nicht, aber oftmals sind die Gründe für Bodyshaming Neid, Vorurteile oder eure eigene Selbstunzufriedenheit. Wenn ihr also Menschen mobbt, weil ihr neidisch auf sie seid, dann tut ihr mir leid. Dann tut ihr mir leid, weil ihr die Fehler bei anderen sucht und zu feige seid, um bei euch selbst anzufangen, denn dann werdet auch ihr feststellen müssen, dass ihr nicht perfekt seid und das ist okay! 

Am weit verbreitetsten ist wohl das Fatshaming, könnt ihr euch vorstellen, dass laut einer Studie aus dem Jahr 2012 fettleibige Menschen sogar oft einen Nachteil in ihrer Karriere haben? Aber warum ist das so? Sie werden ungerechtfertigterweise mit Faulheit und Willensschwäche assoziiert. So etwas trifft die Betroffenen schließlich wie Kugeln und es beginnt sie innerlich aufzufressen. Wie würdet ihr reagieren, wenn ihr nichts Falsches getan habt und vielleicht sogar eine hohe Schulreife besitzt, aber ihr keine Arbeit findet, nur weil ihr ein etwas höheres Gewicht habt? So etwas ist einfach nur ungerecht und in keiner Weise nachvollziehbar. Aber so denken nicht die Betroffenen, nein, sie fangen an, das zu glauben, was ihnen gesagt wird und werten sich selbst ab, dadurch fallen sie in ein so tiefes Loch der Verzweiflung, aus dem sie es allein nicht mehr hinausschaffen.

Der einzige Ausweg für diese Menschen ist nun schließlich unsere Unterstützung und Akzeptanz, wir müssen die Mauer des Schweigens einbrechen, uns wehren und die Betroffenen schützen. Wir leben im 21. Jahrhundert und dort sollten Sachen wie Bodyshaming kein Problem mehr sein, wir dürfen dieses Meer der Wahrheiten nicht mehr ignorieren. Diese Gesellschaft von nahezu perfekten Körpern ist nicht die Realität, jeder Körper ist schön, so wie er ist und sollte auch von anderen und euch allen respektiert werden. Erst wenn wir diesen Respekt und diese Akzeptanz erreicht haben, können wir auch von einem guten Menschenbild reden. Wir müssen schlussendlich lernen, uns aus dem Leben anderer heraushalten zu können, wir müssen lernen Bodyshamer nicht mehr zu ignorieren, wir müssen lernen zusammenzuhalten! 

Vielen Dank! 


Diese Rede ist eine von vielen, die im Deutschunterricht der Jahrgangsstufe 10 unter Leitung von Frau Rebecca Schneider entwickelt wurden.


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