SERIE: Geschichte, die beschäftigt (Part III)

Die letzen Worte eines Herero

ein Tagebucheintrag

Immer, wenn mir die harte Realität bewusst und mir klar wird, dass sich unser Leben nie wieder ändern wird, sticht es tief in meinem langsam pochenden Herzen. Mein kleiner, in mir heranwachsender, ungeborener Liebling, wird niemals das Licht der Welt erblicken dürfen. Ich werde ihn nie in meinen Armen halten können, nicht mal sein kleines, unschuldiges Gesicht werde ich jemals sehen. Wie konnten sich das Leben meiner und das meines gleichen, den Herero, plötzlich und so drastisch ändern? Dieser hämmernde Schmerz zerschmettert mich. Wir alle leiden unter unbeschreiblich großem Hunger, wir haben nichts zu Trinken.  Wie können Menschen so grausam sein und uns so etwas unvorstellbar Schlimmes antun? Die deutschen Schutztruppen sind die unmenschlichsten Wesen, die uns allen jemals begegnet sind. Warum fragt ihr euch? Nun, wir wurden aus unserer Heimat, unserem trautem zu Hause, verjagt und in die Omaheke-Wüste getrieben. Und hier sitzen wir fest und warten auf unseren Tod. Die Sehnsucht zu sterben wird von Tag zu Tag größer, die Qualen, denen wir ausgesetzt sind, werden von Sekunde zu Sekunde unerträglicher. Unsere Körper bestehen nur noch aus Haut und Knochen. Was würde ich jetzt für einen kleinen Schluck Wasser tun. Doch wenn wir den deutschen Schutztruppen, die uns von allen Seiten umzingeln, nur einen kleinen Schritt zu nah kommen, scheuen sie sich nicht, uns gnadenlos zu erschießen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als sehnsüchtig auf unsere Erlösung zu warten. Die Hoffnung unter uns ist längst verflogen. Das ist unser Ende…

Autor*in ist der Redaktion bekannt.

Bild oben: pixabay.com;

Bild Mitte: British Library (Wikimedia Commons)


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