Interviewserie: Die Bürgermeisterwahl in Flörsheim im Fokus – Part III

Markus Ochs, parteiunabhängiger Bürgermeisterkandidat für Flörsheim, im Interview mit der Schülerzeitung des GSG

Mit Ihrer Kandidatur als Bürgermeister Flörsheims zeigen sie Interesse an politischem Engagement. Was reizt Sie so sehr an der Politik, vielleicht auch gerade auf kommunaler Ebene?

Darauf gab uns Herr Ochs die Antwort, dass er einige Probleme in der Politik sehen würde, vor allem die aktuelle Politik Flörsheims stelle ihn persönlich nicht zufrieden. Als Bürgermeister habe er die Chance, diese Probleme aufzugreifen

und zu verändern. Als Beispiel nannte er uns den Bau des neuen Rathauses in der Bahnhofstraße. Er erklärte uns, dass man das Geld (ca. 11 Millionen Euro), welches dafür ausgegeben werde, in wichtigere Projekte hätte investieren können, wie bspw. in Kitas, da ohnehin über 450 Plätze notwendig seien.

Anhand dessen, hat er uns auch erläutert, dass seiner Meinung nach keine ausreichende Sozialpolitik mehr in Flörsheim betrieben werde. Laut ihm würde diese „Blockadepolitik” durch die Parteibündnisse stattfinden, welche letztendlich zum „Stillstand” in einigen Beriechen der Politik führen würden.

Herr Ochs erklärte uns, dass er gerade aufgrund der schlecht betriebenen (Sozial-) Politik auch aus der CDU Flörsheim ausgestiegen sei. Da er auf kommunaler Ebene politisch unabhängig ist, habe er als Bürgermeister gute Chancen bisher weniger beachtete Probleme aufzugreifen und tatsächlich auch zu lösen.

 

Uns fällt auf, dass das jugendliche Interesse an der Politik auffällig abnimmt. Wie wollen Sie das verändern und wo sehen Sie die Partizipationsmöglichkeiten für uns Schüler*innen bzw. Jugendliche?

Herr Ochs antwortete, dass das Desinteresse der Jugendlichen damit zu tun habe, dass diese zu wenig in die Politik miteinbezogen werden. Er selbst erhoffe sich steigendes Interesse, indem er die Jugend die Möglichkeit bieten möchte, die Politik aktiv mitzugestalten. Dafür sei etwas wie einst das Schülerparlament aber zu „träge”. Der Austausch zwischen den Generationen müsse stattfinden, um die Partizipationsmöglichkeiten für Jugendliche attraktiv zu gestalten und auch um effektiv zu sein. Er persönlich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass ein Austausch, der ausschließlich zwischen Jugendlichen stattfindet, nicht wirkungsvoll genug sei, da die bewusste Wahrnehmung der Jugend oft nicht ausreichend zielgerichtet sei. Den politischen Austausch zwischen mehreren Generationen beabsichtige er z.B. imRahmen einer (jährlichen) Großveranstaltung, bei der Schüler*innen genau diese Möglichkeit bekommen. Allerdings sei das nur eine spontane Idee, die es auszubauen gelte.

Das Interesse an Politik könne jedoch nicht von einen Tag auf den anderen „aufploppen”, die Förderung dessen müsse regelmäßig und aktiv stattfinden. Die politische Jugendbildung sei eine „Mangelware”, daher sieht er vor allem die Schulen

für die zielgerichtete Politikvermittlung als verantwortlich, da dort die Bildung zentral sei.

 

–> Wäre das Wahlrecht ab 16 auf kommunaler Ebene denn eine Option für Sie?

Dies könne er sich gut vorstellen, da er darin auch eine Möglichkeit sieht, das allgemeine politische Interesse der Jugendlichen zu steigern.

 

In Flörsheim ist das Verkehrsaufkommen teilweise sehr hoch. Wie könnte man die Situation in Flörsheim Ihrer Meinung nach verbessern? Wäre eine Stärkung des ÖPNV eine Lösung?

Markus Ochs sieht das Hauptproblem des hohen Verkehrsaufkommen in der Großlogistikgruppe Rigterink. Er erklärte uns, dass er von Anfang an kein Großlogistikunternehmen in Flörsheim zugelassen hätte, da diese selbstverständlich

viel Verkehr auslösen würde, was einer Kleinstadt wie Flörsheim nicht zugutekommen könne. Demnach war seine Antwort ganz klar und deutlich: „Keine Großlogistik mehr – keine LKWs!”

Bezogen auf den Individualverkehr erklärte er, dass dies natürlicherweise auch ein großes Thema sei. Dafür würde er sich als Bürgermeister auch einsetzen wollen, mit

der Absicht den ÖPNV attraktiver für die Bürger zu gestalten. Eine bessere Organisation und eine größere Investition seien wichtig, um dies durch ein gutes dichtes Netzwerk zu erreichen.

Auch der Ausbau der Radwege sei für ihn von großer Bedeutung. Er möchte mehr und bessere Radwege schaffen, die bspw. auch gegen Einbahnstraßen führen sollen.

 

–> Wir Schüler bezahlen, um nach Frankfurt zu kommen, knapp 10,- Euro, was sich viele nicht leisten können/wollen. Wie könnten wir hier entlastet werden?

In diesem Punkt stimmte uns Herr Ochs zu und veranschaulichte uns zum Vergleich die Preise für den vollständig lokalen Verkehr innerhalb Berlins, welcher knapp 2,50 Euro betrage. Seine Überlegung zu dem Thema war, dass man etwas Ähnliches auch hier in Flörsheim umsetzen könne. Das Problem hierbei wäre allerdings, dass Flörsheim im Vergleich zu Berlin, ziemlich klein ist und daher die Vermutung nahe läge, dass der Nutzen dessen nicht so groß für die Einwohner wäre.

 

Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Hass flammen in unserer Gesellschaft wieder auf und nehmen auch vor Schulen keinen Halt. Sehen Sie hier die Schulen und/oder die Politik in Verantwortung oder sollte die „Wertevermittlung” in der Familie bleiben? Wie möchten Sie als Bürgermeister dagegen vorgehen?

Herr Ochs ist der Meinung, dass dies eine Haltungsfrage sei, die uns alle was angehen sollte. Wir sollen alle bewusste Verantwortung für bzw. gegen dieses Verhalten zeigen, wobei er aufgegriffen hat, dass er den Antisemitismus besonders durch den arabischen Raum verursacht sehen würde.

Generell sei eine allgemeine Wertevermittlung wichtig, welche hauptsächlich über die

Schulen passieren soll. Er wolle sich dementsprechend als Bürgermeister auch bewusst für gut ausgestattete Schulen und gut besetzte Lehrerstellen kümmern. Er erklärte uns, dass ein guter Bildungsstand dazu führe, weniger in extreme Richtungen zu neigen und daher auch Parteien wie die AfD in geringerem Maße gewählt werden würden. Diese würde die Fremdenfeindlichkeit in seinen Augen nämlich fördern. “Gott sei Dank haben wir in Flörsheim keine AfD.”, gestand er uns erleichtert.

 

Es leben viele Geflüchtete in Flörsheim, darunter auch viele Jugendliche; die Integration ist allerdings schwierig. Wie möchten Sie entstehende Parallelgesellschaften verhindern?

Auch hier spielt die Bildung für Herrn Ochs offensichtlich eine große Rolle. Ihm zufolge könne man Parallelgesellschaften durch Bildung aufhalten. Mit „Bildung” hat er sich besonders auf Sprachförderprogramme bezogen, welche dabei helfen sollen, Kommunikation untereinander aufzubauen, um demnach ein Leben im Miteinander schaffen zu können.

 

–> Sollte sich Ihrer Meinung nach auch etwas an der Organisation der Flüchtlingshilfe ändern? Diese ist ja hauptsächlich ehrenamtlich organisiert.

Darauf antwortete uns der Kandidat, dass er sehr zufrieden mit dem Flörsheimer Modell der Flüchtlingshilfe sei. Vor allem hat er gelobt, dass diese mit sieben kleinen Einrichtungen ausgestattet ist. Ihm sei es wichtig, dass die Flüchtlingseinrichtungen nicht „riesig” sind, da er davon nichts halten würde. Wichtig sei allerdings auch, dass diese Einrichtungen mit gutem Personal besetzt sind. Das einzige Problem in der Organisation würde er in den rechtlichen Rahmenbedingungen sehen, wie die Anträge auf Asyl, da solche viel Zeit in Anspruch nehmen würden.

Bezogen auf den Familiennachzug der Geflüchteten, hat er auch ausschließlich positive Eindrücke geschildert. Herr Ochs würde den Familiennachzug als gut, wenn

nicht sogar als wünschenswert empfinden, da dadurch verhindert werden würde, dass junge männliche Geflüchtete, die ja deutlich in der Mehrzahl innerhalb des Flüchtlingskreises lägen, auf „dumme Gedanken” kämen. Nähere Erläuterungen hat er dazu nicht abgegeben.

 

Wie wollen Sie sich beim Thema Fluglärm für Flörsheim einsetzen?

 Er sehe da den Erfolg auf kommunaler Ebene als unmöglich an, man würde als Bürgermeister nichts dagegen tun können. „Allerdings muss man sich auch die Frage stellen, ob die Umstände denn tatsächlich so schlimm sind”, fügte Herr Ochs hinzu. Letztendlich müsse dies jeder für sich selbst entscheiden, jedoch sei Fakt, dass Flörsheim in den letzten Jahren sehr viel Zuzug erfahren hat. Insbesondere junge Familien würden massiv zuziehen, aber auch allgemein seien viele, die einst aufgrund des Fluglärms weggezogen sind, wieder zurückgekommen.

Der Zuzug Frankfurts sei sehr gering, verglichen mit dem Flörsheims, stellte Herr Ochs am Ende fest.

Wir bedanken uns bei Herrn Markus Ochs im Namen aller Mitwirkenden der GSG-Zeitungs-AG für seine Zeit und die Beantwortung unserer Fragen. Allen Kandidaten wünschen wir noch einen guten verbleibenden Wahlkampf!

Das Interview vorbereitet und durchgeführt haben Julia Faber, Helga Meier und Elma Junuzovic. Verfasst wurde es von Elma Junuzovic.

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