Ein Erlebnisbericht von Hafsa Laabdallaoui, Klasse 13
Die erste Frage, die wir uns stellten, als wir in die Oberstufe kamen, war mit Sicherheit: „Wo wird es auf Kursfahrt hingehen?“. Wir spekulierten auf Barcelona, Italien, vielleicht sogar Südfrankreich. Ziemlich schnell wurden unsere Hoffnungen gedämpft. Unser Reiseziel: Prag. Dementsprechend hielt sich unsere Begeisterung in Grenzen, aber da wussten wir ja auch noch nicht, was uns erwarten würde.
Bereits am Tag unserer Ankunft wurden wir von Prag mit offenen Armen begrüßt. Unser Hotel oder das, was zwischen Baugerüsten noch davon übrig war, lag relativ zentral, sodass wir zur Innenstadt nur 5 Minuten die Straße entlang laufen mussten. Überrascht waren wir von dem lebhaften Gewusel, den verwinkelten Gassen und den Bars und Restaurants, die trotz später Uhrzeit immer noch voll besetzt waren. Aber so richtig konnten wir Prag erst am nächsten Tag im Rahmen einer Stadttour kennenlernen. Besonders beeindruckend hierbei war die Architektur. Einflüsse aus der Romantik, der Gotik und dem Jugendstil machen einen Spaziergang durch die Stadt einzigartig. Zudem ist Prag in zwei, durch die Moldau getrennte, Gebiete geteilt. Die Seite, auf der wir den Großteil unserer Kursfahrt verbrachten, schließt die Innenstadt, die Altstadt und viele weitere Sehenswürdigkeiten mit
ein.
Die andere Seite ist zwar weniger touristisch, aber mindestens genauso sehenswert. Nicht nur die Prager Burg, sondern auch das Moldau Ufer sind einen Besuch wert. Schon zu Beginn der Reise ist mir schnell aufgefallen, dass es außerdem unmöglich ist, in Prag herumzuirren, ohne auch nur einer Spur von Franz Kafka zu begegnen. Nicht umsonst wird Prag auch die „Kafka-Stadt“ genannt. Cafés, in denen sich der berühmte Autor mit seinen Freunden traf, sein Geburtshaus, Straßen, die er entlang ging oder auch ein gesamtes Museum zu seiner Person. Aber genauso muss die Stadt auch ihre Spuren auf Kafka hinterlassen haben. „Prag lässt nicht los – das Mütterchen hat Krallen“, ich muss Kafka recht geben, auch mich will Prag nicht loslassen.
Größtenteils positive, aber auch bedrückende Erfahrungen wirken bis heute in mir nach. Etwa unser Besuch des KZ-Theresienstadt. Auch wenn Theresienstadt ein Übergangs- und kein Vernichtungslager war, fühlt es sich merkwürdig an, durch die Tore zu gehen und zu wissen, man wird am Abend wieder nach Hause zurückkehren, während andere nicht einmal 100 Jahre zuvor an genau derselben Stelle standen und nie wieder nach Hause gefunden haben. Dennoch oder genau deswegen war die Besichtigung mindestens genauso wichtig wie alle anderen.
Das Ende unserer Kursfahrt ließen wir am Donnerstagabend alle zusammen in einem tschechischen Restaurant ausklingen. Während weder die Bedienungen besonders freundlich noch das Essen besonders gut war, herrschte trotzdem eine entspannte Atmosphäre mit viel Gesprächsbedarf über Prag und die Erfahrungen, die Jede*r mit nach Hause nehmen würde. Insgesamt also dennoch ein
gelungenes Ende für diese unvergessliche Kursfahrt!
© Beitragsbild: Hafsa Laabdallaoui