Nachgefragt: Der Flörsheimer Bürgermeister im Interview!

Ein Interview von Lukas Harper (5c) mit unserem Bürgermeister Dr. Bernd Blisch!

Stellen Sie sich bitte kurz vor.

Mein Name ist Bernd Blisch.
Ich werde dieses Jahr 60 Jahre alt und lebe hier in Flörsheim. Ich habe hier meine Kindheit verbracht, bin dann nach Mainz an die Uni gegangen und habe dort studiert (Geschichte, Deutsch und Englisch).

Ich war dann auch zunächst in Mainz an der Uni als Wissenschaftlicher Mitarbeiter, bin dann hierher nach Flörsheim gewechselt, war Leiter des städtischen Kulturamts.

Dann bin ich nach Wiesbaden gegangen und habe dort im Museum gearbeitet. Dort war ich für eine alte Sammlung zuständig.

Und dann wurde ich eben zum Bürgermeister gewählt – und bin nun seit 3 Jahren wieder hier. Man sieht, ich hatte also ziemlich viel mit Kultur zu tun. (lächelt)

Beispielfoto (Quelle: www.pixabay.com)

Was war ihre bisherige Laufbahn?

Ein bisschen habe ich das ja schon erzählt.
Also… Ich bin hier an die Grundschule gegangen, dann später auf die Main-Taunus-Schule in Hofheim (Kreis Gymnasium). (In Flörsheim gab es damals ja noch kein Gymnasium.)

Dann Studium in Mainz, und später war ich 1 Jahr in Birmingham / England, danach Abschluss in Mainz, und den Rest habe ich ja schon erzählt.

Warum ausgerechnet Bürgermeister?

Ich komme von hier, meine Vorfahren lebten hier, meine Familie lebt hier…, also quasi ist das auch meine Stadt. Für diese Stadt etwas zu tun, aber selbst auch diese Stadt mitzugestalten, das ist etwas Tolles. Das ist mehr, als einfach hier zu wohnen und irgendwo in Frankfurt zu arbeiten und abends hier zu schlafen, sondern zu überlegen: wie soll sich diese Stadt entwickeln?

Irgendwann kamen Andere auf mich zu und meinten, dass ich den Job doch machen könnte und sie mich auch wählen würden. Ich habe darüber nachgedacht und jetzt weiß ich, dass es die richtige Entscheidung war.

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Was sind Ihre Aufgaben als Bürgermeister?

Auf der einen Seite bin ich der Kopf der Verwaltung. Ich muss dafür sorgen, dass Dinge, die zum Alltag gehören, auch passieren. Ich sorge dafür, dass es genügend Kindergärten und Schulen gibt, damit unsere Kleinen gut untergebracht sind.

Dass, wenn du morgen aufwachst, Wasser aus dem Hahn kommt und umgekehrt (fängt jetzt an zu lachen), dass das Wasser in eine Kläranlage kommt, wo Kollegen und Mitarbeiter arbeiten, dass jemand die Wege sauber macht, auf denen ihr am Wochenende spazieren geht, dass es einen Spielplatz gibt für die Kinder… Also eben die ganze Palette.

Dass es Wohnungen gibt für die, die sich kein eigenes Haus leisten können und vielleicht Unterstützung brauchen. Dass die, denen es finanziell nicht gut geht, dass die wissen, wo sie hingehen… das komplette Leben! Damit die Bürger sich wohlfühlen.

Wie ist das Leben als Bürgermeister?

Wir sitzen hier ja in meinem Büro, wo ich tagtäglich arbeite. Es gibt aber auch die politische Ebene.

Unser Land ist ja demokratisch verfasst: Alle können mitbestimmen. Wenn die Stadtverordnung zum Beispiel sagt, dass wir einen neuen Kindergarten brauchen, muss ich als Bürgermeister mit meiner
Verwaltung an der Umsetzung arbeiten.

Aber das mache ich nicht alleine. Dafür gibt es die sogenannten Ausschüsse, und mit denen wird so etwas entschieden.

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Die Sitzungen fanden aber nicht morgens oder mittags statt, da dort viele Ehrenamtliche vertreten sind, die tagsüber arbeiten müssen, sondern oft abends.

Außerdem bin ich der Repräsentant der Stadt. Falls also ein Verein oder eine Firma ein Jubiläum hat oder ein besonderer Geburtstag ist, gehe ich stellvertretend für die Stadt dorthin, um ein Grußwort zu sprechen bzw. eine Ansprache zu halten. Oder wenn ich an der Kasse stehe, bei Rewe, Aldi, Lidl und wie sie alle heißen, spricht mich vielleicht jemand an und sagt dann, dass irgendwas kaputt ist, und dann kümmere ich mich auch darum.

Was war bisher Ihr schönster Moment als Bürgermeister?

Schönster Moment: Dazu muss ich etwas ausholen, 2017 – da war ich noch nicht Bürgermeister – wurde hier in Flörsheim das Krankenhaus geschlossen.
Es war kein städtisches Krankenhaus, sondern es hat einer Firma gehört. Diese hat beschlossen, es zu schließen, weil es nicht mehr den heutigen Anforderungen entsprach.
Für eine Stadt wie Flörsheim mit über 20.000 Einwohnern ist so etwas aber nicht gut. Es bestand nämlich die Gefahr, dass die vielen Ärzte abwandern würden.

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Aber heute gibt es eine Firma, die das Krankenhaus saniert, um daraus einen medizinischen Standort zu machen für alle Menschen, vom Kleinkind bis zum alten Menschen. Das ist jetzt natürlich super!

Schlimmster Moment: Das hat mit den sozialen Medien während Corona zu tun. Corona ist an sich ja alles andere als erfreulich, aber wenn dann eine Maßnahme getroffen wird und es dann Hunderte von Kommentaren gibt, ist das natürlich nicht schön. Unter anderem auch, weil die Leute kaum verstehen, worüber sie überhaupt meckern.

Haben Sie alle Ziele erreicht, die Sie sich beim Kandidieren vorgenommen haben?

Nein, noch nicht! Es sind aber auch noch drei Jahre Zeit. Das Thema Sauberkeit in der Stadt z.B., das hätte ich gern noch besser in den Griff gekriegt. Aber das ist jetzt nur ein Punkt.

Wurden Sie schon einmal politisch angefeindet?

Solange man mich politisch anfeindet, finde ich das auch noch in Ordnung. Ich bin von der CDU und wenn mich jemand von der Opposition anfeindet, also sagt: „Das finden wir aber blöd!“ oder so, kann ich damit sehr gut leben. Das ist in Ordnung, das gehört zur Demokratie dazu. Aber wenn es ins Persönliche geht, nicht! Manchmal liegen hier Zettel vor der Tür, bei denen man sich fragt, wer oder was ist denn jetzt gemeint (z.B bei der Flüchtlingskrise oder, wie im Moment, während Corona).

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Was motiviert Sie?

Das habe ich vorhin ja schon einmal angesprochen: Für meine Stadt etwas zu tun. Das gilt aber wohl für jeden in der Stadtverordnetenversammlung. Etwas für alle zu tun, ist ein sehr gutes Gefühl.

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Was hat sich in Flörsheim verändert, seitdem Sie Bürgermeister sind?

Das ist eine Frage, die man eher den Anderen stellen müsste. Es ist ja schwer, wenn ich das selbst beurteilen muss.

Was ich denke und woran ich arbeite, ist, dass mehr miteinander gesprochen wird und dass sozusagen das Klima in der Stadt besser wird.
Da glaube ich schon ganz fest dran, sowohl in der Stadtverordnetenversammlung, unter den Parteien und in Flörsheim, dass ich da mit dazu beitrage und helfe, dass das gesellschaftliche und politische Klima besser wird.

Außerdem: Ich war gerade ein Jahr im Amt – und dann kam Corona, was wirklich vieles verändert hat. Manche Bürger werden sagen, dass das “sehr blöde Jahre” waren, mit Lockdown und Maske und keinen Feiern und keinen Vereinstreffen und –festen….
Da haben sie Recht, aber da kann ich nicht immer etwas dazu.

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Was haben Sie noch mit Flörsheim vor?

Zum einen merkt man, dass es einen großen Druck gibt, was Wohnungen angeht. Wer hier eine Wohnung hat, hat Glück. Das liegt zum einen daran, dass Flörsheim eine Beschränkung hat.
Also wir dürfen nicht einfach sagen „Och, da bauen wir was hin und dort bauen wir was hin,…“, sondern es ist ja der Flughafen da, und wir liegen in der Einflugschneise.

Und da hat man von übergeordneten Behörden aus gesagt, Flörsheim soll sich nicht weiter ausbreiten, weil man das den Leuten, wenn sie neu zuziehen, nicht zumuten kann. Die, die halt hier wohnen, ist klar, aber nicht neue Gebiete ausweisen.

Von daher wird das Problem mit Wohnungen bleiben, denn viele Leute wollen ja hier wohnen, oder eben Kinder von Leuten, die schon hier wohnen. Das wird eine ziemliche Aufgabe sein.

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Oder auch Ökologie: Weilbach erstickt in Verkehr. Dort führen zwei Bundesstraßen zusammen.
Da soll eine Umgehungsstraße gebaut werden, damit Weilbach vom Verkehr entlastet wird.

Dann gibt es Ecken, die sich nicht so entwickelt haben, wie es in die Umgebung passt, wie zum Beispiel an der Stadthalle und eurer Schule. Da gibt es einen großen Gebäudekomplex mit Bars, die vor allem abends Personen anziehen, aber ringsum sind Wohngebiete, und die Leute, die dort wohnen, wollen abends ihre Ruhe haben. Da gibt es dann Lärm, Verkehr und Sauberkeit ist auch ein Thema. Das passt nicht so gut zusammen.

Wie stehen Sie zu einer Impfpflicht?

Das ist jetzt ein ganz aktuelles Thema. Also ich wäre auf jeden Fall für eine Impfpflicht. Sie müsste dann so sein, dass sie Leute, die nicht geimpft werden können, schützt. Außerdem komme ich aus einer Zeit, in der die Schluckimpfung eingeführt wurde.
Da sind wir als Klassen angetreten, und das hat zum Beispiel gegen die Kinderlähmung geholfen.
Oder wenn es im 18. Jahrhundert schon Impfungen gehabt hätte, wären nicht so viele an den Pocken gestorben.

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Was würden Sie an der Corona-Politik verändern?

Jetzt haben wir schon gut zwei Jahre Corona. Also da müsste man jetzt schon fast gucken, welche Art von Corona-Politik man meint. Ich glaube nicht, dass die Kollegen in Berlin irgendwas falsch gemacht haben. Bei den Regelungen müsste es aber Regeln geben, die jeder kennt, die jeder lernen kann. Ich habe Angst, dass viele Leute nicht verstehen, was richtig und was falsch ist. Außerdem hat man ja Angst, wie viele Geschäfte oder Gastronomen schließen müssen.

Wie wichtig finden Sie es, dass die Gesellschaft in diesen Zeiten zusammen hält?

Absolut wichtig. Das ist IMMER wichtig. Fand ich eigentlich in Flörsheim immer sehr gut. Hier hält die Gesellschaft noch zusammen. Egal ob ein Brand oder Schulden: Alles muss aufgefangen werden.

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Was können Sie gegen den Wohnungsmangel tun?

Das habe ich vorhin ja schon einmal angesprochen. Eventuell auf die Stadtteile verteilen. Hier in Flörsheim wird eher verdichtet.
Zum Beispiel: Es gibt ein altes Haus mit großem Garten. Es wird abgerissen und auf die Stelle wird dann ein Reihenhaus gestellt. Man muss aber geschickt verdichten. Oder bei Gebäuden, die drei oder vier Stockwerke groß sind, kann man vielleicht noch eins drauf setzten. Das wird noch eine große Herausforderung sein.

Wie finden Sie unsere Schule?

(lächelt) Die MTS galt in den 60er Jahren als eine der schönsten Schulen in Hessen. Aber ich finde heute das GSG ist auch sehr schön. Das ist das eine.
Und das andere: Wenn ich mit Lehrern zusammen komme, denke ich immer, dass das sehr gute Lehrer sind. Auch wenn ich mit Schülern, z.B. den Schulsprechern zu tun hatte, habe ich den Eindruck, dass die sich gut für ihre Schule und die Schüler einsetzen. Wenn man dann auch noch so eine tolle Schülerzeitung hat, mit so engagierten Journalisten, ist das doch auch ein sehr gutes Zeichen.

Tut Flörsheim etwas gegen Umweltverschmutzung?

Flörsheim fördert als Stadt z.B. Fotovoltaik. Wenn jemand als Privatmensch so eine Anlage kaufen will, bekommt er von der Stadt Flörsheim auch Zuschuss. Wir sind übrigens die einzige Gemeinde im gesamten Main-Taunus-Kreis, die so etwas macht. Wir haben jetzt E-Bikes und Lastenfahrräder angeschafft, so dass die Flörsheimer nicht mehr so oft mit ihren Autos fahren. An der Sauberkeit könnte jeder von uns noch arbeiten (richtige Mülltrennung, unnötige Verpackungen etc.).

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Möchten Sie noch etwas loswerden?

Wir hatten vorhin das Thema mit dem sozialen Zusammenhalt. Flörsheim ist eine Stadt mit vielen Vereinen. Deren Veranstaltungen mussten wegen Corona alle ausfallen, und deshalb bitte ich die Bürger, diese Vereine nach Corona wieder zu beleben.

Ich bedanke mich für das Interview!


Das Interview wurde am Dienstag, dem 18. Januar 2022, geführt.