Ein Interview zum Abschied

“Ich hatte das Bedürfnis, Dinge zu verändern und uns SchülerInnen damit eine Stimme zu geben”

Beispielfoto (Quelle: www.pixabay.com)

Ein Interview von Tamara W. Behnisch mit unser ehemaligen Schülersprecherin Lilli Weiser

Das neue Schuljahr ist schon im vollen Gange und auch die Arbeit der Schülervertretung ruht nicht. Seit diesem Schuljahr konnten wir drei neue Gesichter als unsere Schülersprecher begrüßen: Rania, Ida und Zaafer.  

Ich möchte mit euch aber noch einmal in Form eines Interviews in die letzen zwei Jahre schauen, in denen Cosima mit Lilli Weiser als Schülerprechervertreterin die Schülerschaft vertreten hat. 

Lilli ist 17 Jahre alt und in ihrer Freizeit macht sie gerne Musik und designed Kleidung.   

Hallo liebe Lilli. Kannst du uns vielleicht kurz die allgemeinen Aufgaben eines Schülersprechers erklären?  

Hey:)

Vor allem ist die Aufgabe die Leitung der SV-Sitzungen. Manchmal auch Gespräche mit Herr Hartwich, den LehrerInnen, VertreterInnen der Stadt usw. Ansonsten die Teilnahme an der Gesamtkonferenz (2-3 Mal im Jahr mit allen LehrerInnen).

Es sind teilweise auch bürokratische Aufgaben, wie die Anmeldungen für Projekte, wie den Sammeldrachen, Erstellen von Präsentationen über die SV oder Wahlzettel.  

Wieso hast du dich aufstellen lassen?  

Ich hatte das Bedürfnis, Dinge zu verändern und uns SchülerInnen damit eine Stimme zu geben. Ich habe zwar während der Zeit gemerkt, dass meine Ziele nicht immer realistisch umsetzbar waren, es geht aber dabei ja nicht nur um meine Wünsche, sondern die der Schülerschaft. Mir war es aber hauptsächlich wichtig, ein größeres Bewusstsein in der Schulgemeinschaft zu schaffen, für politische Themen und soziales Engagement, die auch über die Schule hinaus gehen. Als Beispiel haben wir in der SV eine Valentinsaktion gestartet, bei der wir den Erlös an die Flörsheimer Lebenshilfe gespendet haben.  

Ehemalige Schülersprecherinnen Cosima Schönherr (links) und Lilli Weiser (rechts) mit Heilerziehungspfleger Nino Müller (Mitte) bei der Übergabe des Erlöses der Valentinsaktion
Quelle: Verlag Dreisbach

Zusätzlich war natürlich auch Nachhaltigkeit in der Schule ein zentrales Thema. Da war zum Beispiel die Einführung des Ökopapiers wichtig, aber auch das Projekt „Sammeldrache“ von Cosima, wo alte Druckerpatronen gesammelt wurden, um danach effektiv recycelt zu werden. Wir als Schule bekommen dabei zusätzlich als Belohnung Sammelpunkte, die wir für Prämien, wie Sportgeräte und Spiele eintauschen können.  

Du hattest ja schon angesprochen, dass deine Ziele etwas unrealistisch waren. Inwiefern konntet ihr eure Projekte am Ende wirklich umsetzen? Damit einhergehend die Frage: Wieviel Macht hast du eigentlich als Schülersprecherin?  

Tatsächlich hat man als Schülersprecherin nicht so viel Macht, wie immer angenommen wird, aber ich finde das tatsächlich sehr sinnvoll. Als Schülersprecherin ist man ja ein „Sprachrohr“ für die SchülerInnen und da ist es natürlich wichtig, dass man immer im Austausch steht mit der Schulgemeinde und auch den LehrerInnen, die einen unterstützen und neue Denkanstöße geben können. Es geht nicht darum, nur seine eigene Meinung durchzubringen.  

Auf der anderen Seite kann es aber auch sehr demotivierend sein, dass viele kleine Veränderungen mit einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden sind, wie zum Beispiel die Mülltonnen mit Mülltrennung, die schon seit 5 Jahren in der Planung sind.  

Hast du denn das Gefühl, dass die Projekte von der SV in der Schulgemeinschaft gesehen und geschätzt werden? 

Das ist sehr Projektabhängig: Bei den Mittelstufenpartys haben wir immer eine große Resonanz. Aber bei z.B. den Mülleimern, die wirklich viel Arbeit waren, wurden jetzt die Trennwände rausgenommen, weil das Angebot von den SchülerInnen nicht angenommen wurde. Das kann schon sehr frustrierend sein, wenn man da so viel Arbeit reingesteckt hat.

Also könnte man daraus auch generelles politisches Desinteresse in der Schülerschaft ableiten? 

Ich weiß schon, dass der Großteil der Schülerschaft nicht sehr interessiert ist an SV-Wahlen oder Geschehnissen. Ich würde daraus jetzt aber kein generelles politisches Desinteresse ableiten, weil man eben als SV in den Möglichkeiten begrenzt ist und da kann ich schon verstehen, dass SchülerInnen da nicht wirklich den Nutzen für sich selber sehen, sich in der SV einzubringen. Ich habe zum Beispiel viele Freundinnen, die sich stark einsetzen gegen Queerfeindlichkeit oder Rassismus, aber das kann natürlich eine SV nicht stemmen, auch wenn ich’s mir wünschen würde.

Also hältst du die SV für ineffektiv oder nicht so wichtig?  

Nein überhaupt nicht. Ich denke einfach: politisches Engagement kann breit gefächert sein und muss nicht unbedingt in der SV geschehen, bei der viel über bürokratische Systeme läuft. In der SV geht es primär um die Wünsche der Schülerschaft und da ist zum Beispiel wichtig, eine Mittelstufen-Party zu organisieren, weil das den Zusammenhalt der Stufe nochmal mehr stärken kann. Wir wissen, dass wir als SV nicht die Welt verändern können, aber es geht darum, unsere Stimme zu nutzen und unsere Bedürfnisse auszudrücken und dahingehend erachte ich die SV als sehr wichtig für uns SchülerInnen uns auch auf die Zukunft vorzubereiten, wo wir unsere Meinungen vertreten können müssen. 

Es geht halt nicht darum große politische Fragen, wie im PoWi Unterricht sondern um kleine praktische Dinge und um Mitbestimmung. 

Zusätzlich kann man sich aber auch in anderen AGs der Schule einbringen, wie der AG „Schule mit Courage“, in der man andere Themen im Bezug auf die Schülerschaft behandelt. Ich denke einfach, jede Organisationen hat ihre jeweiligen Wirkungsfelder, die wichtig sind, und jede ist natürlich auch in ihrer Arbeit auf einer Art und Weise beschränkt. 

Interessanter Punkt. Was kannst du denn abschließend Zaafer und Co. mitgeben?  

Auf jeden Fall Zeitmanagement. Ich habe total unterschätzt, was für ein großer Aufwand das war und wie schwierig das war, auch Aufgaben zu delegieren, statt sie schnell selbst zu machen. Außerdem: sich nicht davor zu scheuen, um Hilfe zu bitten und keine Angst vorm Fehler machen zu haben, weil es vieles einfacher und stressfreier macht.

Die Schülervertretung könnt ihr jederzeit über das SV-Fach D110 oder E-Mail an: sv@graf-stauffenberg-gymnasium.de  erreichen. Ansonsten könnt ihr die derzeitigen SchülersprecherInnen auch persönlich ansprechen oder per Teams anschreiben.

Hier kommt ihr zu unserem Artikel zu “Schülersprecherwahl – interessiert das überhaupt jemanden?” :