Denkanstoß

Eine Frage der Wahl: Was ist Glück? 

ein Essay von Ava D’Ambrosio

Alle Menschen auf der Welt wollen glücklich sein. Niemand möchte niemals glücklich sein dürfen. Deshalb beschäftigen sich viele damit, was denn eigentlich wirklich glücklich macht. Eine große Villa? Viele Freunde? Einfach nur Liebe? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, da jeder Mensch verschieden ist. Einige denken, dass es […]

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[…] materielle Dinge sind, die einen glücklich machen. Wenn man einen neuen Fernseher hat oder einen Überfluss an Smartphones, kann man das natürlich toll finden. Aber selbst die reichsten Menschen, die all dies haben, was wir uns vielleicht wünschen würden, wie beispielsweise einen Pool oder sogar ein eigenes Schwimmbad, können unglücklich sein. Denn es sind nicht Dinge wie diese, die einen am Ende wirklich glücklich machen, sondern die Liebe, so verschieden sie auch sein kann und wie viele Arten es von ihr gibt.  

Liebe ist ein sehr vielfältiger Begriff. Je nach Alter erleben uns sehnen wir uns nach verschiedenen Arten von Liebe. Im jungen Kindesalter spielt vor allem die Liebe und Zuneigung innerhalb der Familie, also zwischen Eltern und Kind eine große Rolle. Je älter wir werden, desto mehr nimmt auch freundschaftliche Liebe einen Platz in unserem Leben ein. Ein Erwachsener macht sich Gedanken und verspürt vielleicht das Verlangen und den Wunsch nach partnerschaftlicher Liebe. All diese Formen der Liebe, die einen glücklich machen, haben eines gemeinsam: Sie alle bauen auf dem Vertrauen auf. Vertrauen ist ein Grundstein für die Liebe und damit auch das Glück, denn wenn wir misstrauen, können wir niemals glücklich werden, da unser Verlangen nach Liebe niemals gestillt werden kann. 

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/f/f5/Palazzo_doria_pamphili%2C_busti_romani_nell%27androne_e_nello_scalone_%28paludamentum_moderno%29%2C_01_diogene.jpg/467px-Palazzo_doria_pamphili%2C_busti_romani_nell%27androne_e_nello_scalone_%28paludamentum_moderno%29%2C_01_diogene.jpg
Statue von Diogenes (Quelle: Sailko, Palazzo doria pamphili, busti romani nell’androne e nello scalone (paludamentum moderno), 01 diogene, CC BY 3.0

Es gab einmal einen Philosophen namens Diogenes von Sinope, welcher den Menschen in seinem Umfeld genau dies demonstrieren wollte. Dies tat er auf sehr ungewöhnliche Art: Er lebte freiwillig in Armut, machte sich von allen Grundbedürfnissen frei und wollte den Menschen damit auf eine ein wenig provokante Weise zeigen, wie man ohne viel Habgut trotzdem glücklich sein kann. Er erkannte ausschließlich das Verlangen nach Essen, Trinken, Kleidung, Behausung und Geschlechtsverkehr an. Es gibt eine Legende, die erzählt davon, dass Alexander der Große Diogenes eines Tages fragte, ob er etwas für ihn tun könne. Diogenes antwortete bloß, er solle ihm bitte aus der Sonne gehen. In diesem Moment hätte er ihn um alles bitten können, eine Villa oder sonstigen Luxus. Doch er hat es nicht getan, da solche Dinge eben nicht zum Glück verhelfen. Es gibt eine Figur, einen antiken Helden, welcher für alle Menschen auf Erden steht. In der Erzählung von Herakles am Scheideweg wird dieser vor die Entscheidung gestellt, ob er den einen oder den anderen Weg gehen möchte. Zur Wahl stehen ihm einmal ein Weg, auf dem er bedient wird, nichts tun muss, für sein restliches Leben faul sein kann. Außerdem gibt es noch den anderen Weg, auf dem er für den Helden in sich kämpfen muss, auf dem es auch mal steinig ist. Jeweils eine Frau lockt ihn auf ihren Weg, die eine kämpferisch, die andere verführerisch gekleidet. Gemeint sind der Weg der Tugend, bei dem er anderen Menschen helfen kann und der Held in ihm bestehen bleibt beziehungsweise sich weiter entwickeln kann. Herakles steht in diesem Moment genau wie wir alle auch vor der Entscheidung, ob er den einen oder den anderen Weg wählen soll. Nur einer von beiden wird ihn glücklich machen, einer wird der Richtige sein, und das ist der der Tugend.  

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Man ist nur wirklich glücklich, wenn man mit sich selbst im Reinen ist, das heißt, wenn der Verstand und das Herz, beide Antriebskräfte des Menschen ausgewogen sind. Ein Beispiel hierfür ist die Wahl des Berufes: Wähle ich den Job, indem ich mehr Geld bekomme oder den, von dem ich weiß, dass er mir mehr Spaß machen würde? Hier muss man eine gute Mischung finden, den goldenen Mittelweg. Wenn man nur auf seinen Verstand hört, wird man niemals glücklich sein, weil Geld eben nicht unbedingt glücklich macht. Hört man nur auf sein Herz, wird irgendwann das Geld vielleicht knapp, da man zu wenig verdient. Deshalb ist es am Besten, einen Beruf zu finden, der einen glücklich macht und in dem man vielleicht nicht viel, aber genug verdient.  

Wir Menschen sind gern in Gemeinschaft, wir verbringen gerne Zeit mit Freunden, da dies uns glücklich macht. Wir empfinden dies als Glück, da wir ein sogenanntes „animal sociale“ sind, also ein „Gemeinschaftswesen“. Wären wir dies nicht, würden wir zum Beispiel nicht in einer Klasse sein und zusammen lernen, sondern alleine zu Hause. Lernen kann ebenfalls glücklich machen. Dies ist ein lebenslanger Prozess, wir lernen immer noch etwas dazu. Wenn wir kleiner sind, lernen wir vor allem durch Vorbilder, die uns Dinge vormachen. Zum Beispiel das „Bitte“ und „Danke“ Sagen. Wenn wir neue Dinge erfahren, macht uns das glücklich, da wir unseren Horizont erweitern und uns weiterbilden, neue Dinge erfahren. Der griechische Philosoph Aristoteles hat einmal gesagt, dass jeder das Bedürfnis hat, neues zu entdecken und dies beweist sich ja schon dadurch, dass Babys nicht immer nur herumliegen, sondern herumkrabbeln und die Welt erkunden wollen oder dass wir wollen, dass der eine uns sein Geheimnis weitererzählt, wenn er einmal davon angefangen hat. Wenn wir Zusammenhänge verstehen, sind wir glücklich, da wir mehrere Dinge miteinander verknüpfen können und das nötige Wissen dazu haben. Beim Thema Glaube zum Beispiel können wir uns viele Dinge erschließen, wenn wir das Grundkonzept verstanden haben: Wenn wir wissen, dass Gott uns alle Fehler verzeiht und dass wir nie alleine sind. Weil er immer für uns da ist, an unserer Seite steht und barmherzig und treu ist, können wir glücklich sein.  

Zum Schluss kann man sagen, dass es doch viel zu viele Menschen gibt, die Glück als etwas völlig Verkehrtes sehen, die nämlich glauben, dass man für Glück hart arbeiten, Rückschläge in Kauf nehmen und sich beeilen muss. Doch das Glück kommt von ganz allein – wenn wir wissen, was uns einerseits unglücklich und im Gegenzug wirklich glücklich macht. 


Dieser Beitrag ist im Rahmen des Reli-Unterrichts der 8. Klasse am GSG entstanden.