Abi geschafft! Und was kommt danach?

Mit dem Minibus durch Europa

ein Interview von Mona Laghmaoui, 

Luiza Cunha Preußler und Barbara Cunha Preußler

 

Joshua Schreiber – der Mann, der Europa für sich gewinnt. Wie schon im Abi-Buch 2018 angekündigt, verwirklichte der ehemalige GSG-Schüler seinen Traum durch Europa zu reisen und baute hierfür einen Van zum Camper um. Der sympathische 18-jährige aus Flörsheim hat sich bereit erklärt mit uns ein Interview zu führen. Unsere Einladung nahm er mit großer Freude an.

Der Abiturient ohne konkreten Plan hatte zwei Dinge: eine Idee und den Willen diese durchzusetzen. Die Idee kam ihm vor zwei Jahren durch ein YouTube Video von „HastaAlaska“, in dem ein Mann vom südlichsten Punkt Südamerikas bis hoch nach Alaska mit seinem selbst umgebauten Bus gefahren ist.

Anders als anfangs geplant, kaufte er sich Online einen Peugeot Boxer für 7000 Euro und baute diesen für weitere 3000 Euro zum Camper um. Um diese große Summe auftreiben zu können, arbeitete er Vollzeit als Betreuer eins autistischen Kindes. Zusätzlich bekam er zu seinem 18. Geburtstag das restliche Geld von seinen Eltern geschenkt. Nicht nur finanziell unterstützen sie ihn, sondern auch moralisch. Trotz der elterlichen Begeisterung, machen sie sich natürlich Sorgen. Vor allem sein Vater, ein gelernter Schreiner, war ihm eine große Hilfe beim Umbau. Der Einbau von Elektronik war kein großes Problem, da es viele hilfreiche YouTube-Tutorials gab. Die Ausstattung im Van ermöglicht es längerfristig darin zu leben. Zur Ausstattung gehören zwei Gasherdplatten, welche sich neben der Tür befinden, dort gegenüber ist eine Spüle, viel Arbeitsfläche bleibt dabei nicht. Außerdem hat er platzsparende Schränke mit genügend Stauraum. Das Einbauen dieser stelle man sich leichter vor, als es sei, meinte Joshua, der mit diesen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Der hintere Teil ist komplett als Sitzecke oder Schlafsofa zu nutzen. Darunter befindet sich ein ausklappbarer Tisch. Hinsichtlich der Hygiene muss er sich mit einer Campingtoilette und einem 20-Liter-Solarduschsack zufrieden geben. Zur Ausstattung gehören auch die Solarpanels auf dem Dach und eine Batterie. Wegen eines veralteten Gasherdes fiel er beim ersten Mal durch die TÜV Prüfung durch und musste weiter an seinem Camper feilen. Nach 6 Monaten des täglichen Arbeitens war der Van fertig.

Eine genaue Route? Nicht vorhanden. Der grobe Plan ist es, am Mittelmeer entlang von Frankreich nach Bosnien zu fahren. Ein halbes Jahr lang möchte er jeden Tag nur eine Stunde fahren. Er möchte spontan entscheiden, welchen Ort er als nächstes besucht und schauen, wie weit er mit seinem Budget kommt. Nach Möglichkeit würde er auf seiner Reise arbeiten. Am längsten möchte er in Griechenland bleiben, wo ihn eine Freundin besuchen kommt.

Trotz der Angst vor dem Alleinsein, möchte er aus finanziellen Gründen Campingplätze meiden. „Auf eigenen Beinen zu stehen wird wahrscheinlich auch herausfordernd in vielen Situationen“, meinte er bei unserem Interview, „es ist extrem nice mit so einem Bus. Du kannst dich überall hinstellen, hast direkt alles dabei, musst nur vom Fahrersitz aufstehen und bist direkt im Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche. Und das ist einfach extrem cool dieses Gefühl, dass du jeden Morgen woanders aufwachst.“ Joshua Schreiber, der sich selbst als open-minded bezeichnet, hat großen Respekt vor der Kriminalität mancher Länder und vor dem Alleinsein. Einen Plan B gibt es nicht, also muss alles so laufen wie erwartet. Doch sein innerer Optimismus drängt die guten Seiten in den Vordergrund. Der reflektierte junge Erwachsene erhofft sich selbstständiger zu werden. Das soll ihn im Leben weiter bringen. Dazu kommt noch, dass er vom Internet wegkommen und stattdessen beispielsweise Surfen lernen möchte. Gegen Langeweile sollen Bücher und seine Gitarre helfen.

Anfangs hatte Joshua keinerlei Motivation den Bus umzubauen und wollte einfach nur reisen, allerdings war dies die billigste Option. Auch wenn es schwer und manchmal frustrierend war, weil man keine Fortschritte sah, machte er weiter und schaffte es. Rückblickend hat ihm der Umbau sogar Spaß gemacht. Für Joshua gibt es in seinem Bus immer noch ein paar Kleinigkeiten zu verbessern, trotzdem ist er sehr zufrieden mit dem Ergebnis und findet es sei besser als erwartet.

Nichtsdestotrotz empfiehlt er jedem die Erfahrung zu sammeln und einfach mal zu machen. „Wenn man will, soll man es definitiv probieren.“ Und sind wir mal ehrlich – was gibt es besseres als das Gefühl, frei zu sein?

Am Samstag, den 18.5. ging es für ihn los. Wir wünschen ihm eine gute Reise und hoffen auf ein weiteres Interview danach.

Fotos: Joshua Schreiber