Unterwegs in Deutschland

Abiturvorbereitungsfahrt 2019 nach Weimar

von Helga Meier, Q4

Weimar – Stadt der Dichter und Denker oder doch Sinnbild einer gescheiterten ersten parlamentarischen Demokratie? Stadt der Blüte deutscher Sprache und Kultur oder doch Mahnmal des dunkelsten Kapitels deutscher Geschichte?

Mit diesen und mehr Fragen konnten sich die Schüler*innen der Klassenstufe 12 auf der dreitägigen Abiturvorbereitungsfahrt nach Weimar auseinandersetzen. Drei Tage lang konnten der Deutsch- und der Geschichts-LK eine Stadt erleben, die geschichtsträchtiger nicht sein könnte.

So bildete die Besichtigung der 1691 gegründeten „Herzogin Anna Amalia Bibliothek“ den Auftakt der Exkursion und war zugleich erste Station unserer Reise in die Vergangenheit. Wir erfuhren, dass die dort gesammelten Werke einen Bestand von 1 Millionen Einheiten umfassen, die die Literatur- und Kulturgeschichte unzähliger Epochen erzählen. Über mehrere Stockwerke hinweg schmücken Werke vom 9. bis zum 21. Jahrhundert die unzähligen Regale des Rokokosaals, unter ihnen vor allem Werke der Weimarer Klassik um 1800. Nicht umsonst gehört die „Herzogin Anna Amalia Bibliothek“ demnach zum UNESCO-Welterbe und war Zentrum des Lebens der wohl bedeutendsten Dichter und Gelehrten der Weimarer Klassik, Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller.

Nach dem Besuch der Herzogin Anna Amalia Bibliothek sprangen wir am zweiten Tag vom Anfang des 19. Jahrhunderts mitten hinein in die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Mit dem Besuch des Konzentrationslagers Buchenwald, nahe Weimar gelegen, hatte sich unser Blick auf die Kulturstadt Weimar verändert. Die Anlage, die die Nationalsozialisten von 1937 bis 1945 als Konzentrationslager nutzten und welche von 1945 bis 1950 auch als Speziallager der Sowjets galt, kostete seiner Zeit mehr als 56000 Menschen das Leben und war eines der größten Konzentrationslager auf deutschem Boden. Viele von uns betraten bei der Führung über das ca. 1600qm große Gelände der heutigen Gedenkstätte zum ersten Mal ein Konzentrationslager, konnten zum ersten Mal fühlen und sehen, was sich hier vor nun mehr als 80 Jahren zugetragen haben musste. Und für niemanden von uns war es ein leichter Rundgang. Es schien als würden wir alle ein Stück zusammenrücken an diesem Tag, an diesem Ort; Trauer, Bedrückung und Fassungslosigkeit gleichermaßen teilen und versuchen einander irgendwie zu trösten.

Die Frage nach dem „Warum“ konnten wir an diesem Tage nicht beantworten. Aber viel wichtiger war wohl die unabdingbare Erkenntnis, dass sich so etwas nie wieder wiederholen darf.

Nach diesem emotionsgeladenen zweiten Tag bekamen wir am dritten und letzten Tag schließlich die Chance, jeweils einen Einblick in Goethes und in Schillers Wohnhaus zu erlangen und uns erneut der Weimarer Klassik zuzuwenden. Begleitet von einem Audioguide erlebten wir die beiden Dichter ganz privat, lernten sie auch als liebende Familienväter und Freunde kennen und konnten schlussendlich auch die Welt der Klassiker besser verstehen.

Letztlich war die Fahrt eine gelungene, aber auch schwierige Fahrt, zwischen zwei Kapiteln deutscher Geschichte, die unterschiedlicher nicht sein könnten.


Was die Schüler*innen über Weimar, die Weimarer Klassik und das Konzentrationslager Buchenwald denken, erfahrt ihr hier:

Weimar ist für mich…

  • „… ein Ort zum Entspannen: kalt und ruhig.“
  • „… ein sehr widersprüchlicher Ort, mit zwei Seiten deutscher Geschichte.“
  • „… ein Relikt der Vergangenheit. Die Stadt ist noch nicht in der Gegenwart angekommen.“
  • „… eine Stadt, in der die Lyrik eine völlig neue Bedeutung erhalten hat.“
  • „… ein Zentrum deutscher Literatur.“

Die Weimarer Klassik ist…

  • „… für mich eine der vielen Epochen geistiger Bildung.“
  • „… fest verbunden mit Goethe, Schiller und Literatur.“
  • „… eine Zeit der ästhetischen Erziehung und Inneneinrichtung und ein Licht in den Köpfen der Menschen.“
  • „… eine Blütezeit.“
  • „… für mich ein großer Fortschritt in der Literaturgeschichte.“

Die Gedenkstätte Buchenwald ist / bedeutet für mich…

  • „… ein prägender Teil der deutschen Geschichte und ein Beweis dafür, wie schrecklich Menschen sein können.“
  • „… Trauer, ein Ort des Gedenkens, eine Warnung für die Zukunft.“
  • „… ein Ort, an dem das Leid der Opfer spürbar wird.“
  • „… ein großer Kontrast zur Weimarer Klassik, die die Vergangenheit positiv gekennzeichnet hat, während Buchenwald an eine grausame Geschichte erinnert.“