Interviewserie: Die Bürgermeisterwahl in Flörsheim im Fokus – Part I

Bernd Blisch, der gemeinsame Kandidat von CDU, FDP, Galf und dfb, im Interview mit der Schülerzeitung des GSG:

Was reizt Sie so an der Politik, vor allem an der Kommunalpolitik und warum kandidieren Sie für das Amt des Bürgermeisters in Flörsheim?

Auf diese Frage antwortete Blisch uns, dass die Bürger*innen früher in der Kaiserzeit keine Teilhaberechte hatten. Heutzutage sei das anders und jeder dürfte in der Politik mitmachen, so auch Blisch selbst, weshalb er sich politisch engagieren würde.

Die Kommunalpolitik sei die Politik direkt vor Ort, weshalb man dabei direkt Einfluss nehmen könne, weshalb

sich die Kommunalpolitik für ihn als besonders spannend gestalte. 

Weshalb er neuer Bürgermeister werden will, habe verschiedenste Gründe. Er sei mit der Politik Antenbrinks (unsere momentaner Bürgermeister) nicht zufrieden. Es sei vieles in seinen Augen nicht gut gelaufen, vor allem sei es aber in Flörsheim im Laufe der letzten Jahre zu einer Spaltung (entweder sei man für oder gegen Antenbrink) gekommen. Diskussionen seien wichtig, es sollte aber trotzdem ein freundschaftliches Klima gewahrt werden.

Zudem erzählte uns Blisch noch, dass ihn vier Parteien (CDU, FDP, GALF (Grüne Alternative Liste Flörsheim), dfb (die freien Bürger)) unterstützen würde, was etwas Besonderes sei.

Uns fällt auf, dass sich viele Jugendliche nicht mehr für Politik interessieren. Wie wollen Sie dies ändern und wo sehen Sie die politischen Partizipationsmöglichkeiten für uns Schüler*innen?

Zunächst verwies Blisch auf das Jugendparlament, welches es mal in Flörsheim gegeben hätte, was allerdings „eingeschlafen“ sei.

Trotzdem müsse laut Blisch etwas passieren und Jugendliche in die Politik mit einbezogen werden. Denn die AfD, eine Partei, die laut Blisch, eher am rechten Rand anzusiedeln sei, würde auch Anhänger in Schulen finden.

Man müsse daher Wege zusammen mit Schulen finden, um die Politik und uns Schüler*innen einander näher zu bringen. Sprechstunden der politischen Verwaltung in Schulen schlug Blisch hier vor. Dies sei allerdings erstmal nur eine Idee.

  • Wäre für Sie das Wahlrecht mit 16 auf kommunaler Ebene vorstellbar?

Blisch ist kein Befürworter des Wahlrechts mit 16. Gefühlsmäßig, so sagte uns Blisch, sei er dagegen. Die Absenkung des Wahlrechts von 21 auf 18 Jahre habe er gutgefunden. An das Wahlrecht mit 18 Jahren sei für Blisch allerdings auch die Volljährigkeit, welche man mit 18 erreicht, gekoppelt. Würde diese einmal auf 16 herabgesetzt, so sei für ihn auch das Wahlrecht mit 16 Jahren vorstellbar.

Wir beobachten, dass der Individualverkehr in Flörsheim zunimmt und das Verkehrsaufkommen hoch ist. Wie könnte man die Verkehrssituation verbessern?

Blisch erklärte uns, dass das Verkehrsproblem in den verschiedenen Ortsteilen unterschiedlich sei. So habe Weilbach vor allem mit dem Straßenverkehr zu kämpfen. In der Kernstadt Flörsheim sei allerdings der Fluglärm ein größeres Problem.

Blisch sei es wichtig, dass kurze Wege gut mit dem Fahrrad bewältigt werden können, weshalb er das Radwegenetz verbessern will. Zudem fahre Blisch selbst täglich mit der S-Bahn nach Wiesbaden und bemängelt, dass die S-Bahnen nur halbstündigen Takt fahren würden.

  • Wir Schüler*innen haben meist kein eigenes Auto/Roller etc. und sind daher auf den ÖPNV angewiesen. Wenn wir allerdings nach Frankfurt fahren möchten (hin und zurück), zahlen wir knapp 10€. Dies können sich allerdings viele von uns nicht leisten, da wir meist kein Einkommen haben. Wie wollen Sie uns hier entlasten?

Bei dieser Frage verwies Blisch darauf, dass es in manchen Kommunen einen kostenlosen ÖPNV gebe.

Wenn er Bürgermeister werde, wolle er gerne nachrechnen, wie viel Geld die Stadt momentan für den ÖPNV bezahlt und wie viel Kosten zusätzlich entstehen würden, wenn man den ÖPNV in Flörsheim kostenlos machen würde.

Vor allem wenn sich mehrere Kommunen zusammenschließen würden und man z.B. in Hattersheim, Flörsheim und Hochheim gemeinsam einen kostenlosen ÖPNV anbieten könnte, würde sich das Konzept für den Bürger durchaus lohnen.

Blisch verwies hierbei allerdings mehrfach darauf, dass dies lediglich eine Idee sei und kein Versprechen für eine konkrete Veränderung.

Anti-Semitismus, Fremdenfeindlichkeit und generell Hass flammen in unserer Gesellschaft wieder auf und nehmen auch vor Schulen keinen Halt. Sehen Sie hier die Politik und/oder Schulen in der Verantwortung oder sollte die „Wertevermittlung“ rein in der Familie geschehen? Was wollen Sie außerdem als Bürgermeister tun, um dem Hass entgegenzuwirken?

Bei dieser Frage erzählte uns Blisch zunächst, dass er selbst schwul sei und Anfeindungen auch persönlich kennt.

Anti-Semitismus sei ihm genauso wie Fremdenfeindlichkeit unverständlich.

Verantwortlich sei für Blisch die Politik, wobei die Schulen als Vermittler dienen sollten. Der Politiker plädiert außerdem für eine aktive Einbindung der Schüler*innen in gesellschaftspolitische Themen, beispielsweise über Projektarbeit. Trotzdem sollten natürlich die Werte in der Familie vermittelt werden, so Blisch. Für ihn sei es allerdings die Aufgabe von einem jeden Menschen klar zu machen, dass Ausgrenzung nie eine Lösung sein kann. Es würden also alle, die Politik, die Familien und Schulen, aber auch die Stadtgesellschaft Verantwortung tragen.

Es leben viele Geflüchtete in Flörsheim. Wie wollen Sie entstehende Parallelgesellschaften verhindern?

Laut Blisch habe Flörsheim die „Flüchtlingskrise“ 2015 gut gemeistert. Es habe viele engagierte Bürger*innen gegeben, so habe z.B. auch sein Partner Sprachkurse für Geflüchtete gegeben.

Der Bürgermeisterkandidat fände es nicht gut, wenn ein Hochhaus mit billigen Wohnungen für Geflüchtete gebaut würde, welches die Integration verhindere. Die Wohnungsnot sei aber insgesamt in der Stadt ein Problem.

Wenn allerdings der ÖPNV ausgebaut würde, wie zuvor schon angesprochen, könnten ggf. Ortschaften wie Massenheim attraktiver gemacht werden und es würden mehr Bürger*innen dorthin ziehen wollen.

Die Frage, ob Blisch in der Organisiation der Flüchtlingshilfe in Flörsheim, welche in großen Teilen über Ehrenamtliche organisiert ist, ein Problem sehe, verneinte er. In Flörsheim würde man einander kennen und sich gegenseitig helfen.

Wie wollen Sie sich im Thema Fluglärm für Flörsheim einsetzten?

Die Landebahn sowie das neue Terminal könnten nicht mehr rückgängig gemacht werden, so Blisch. Man sei alle juristischen Wege ohne Erfolg gegangen, aber der Flughafen und allen voran die Fraport dürften nicht aus der Verantwortung genommen werden. Man müsse Geld von der Fraport nehmen, um beispielsweise den Schallschutz in der Stadt weiter voranzubringen.

Zudem sagte Blisch uns, dass sich die Ryanair offensichtlich nicht an das Nachtflugverbot halten würde, weshalb er für eine deutliche Anhebung der Strafen für ein Missachten des Nachtflugverbots plädiere.

Wir möchten uns bei Herrn Blisch für die persönliche Beantwortung unserer Fragen bedanken und wünschen allen Kandidaten noch einen guten verbleibenden Wahlkampf!

Das Interview vorbereitet und durchgeführt haben Julia Faber, Helga Meier und Elma Junuzovic. Verfasst wurde es von Julia Faber.

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