HEADLINE-Nachgefragt mit dem hessischen Minister für
Kultus, Bildung und Chancen Armin Schwarz
Ein Interview von Lukas Harper, 9d
Armin Schwarz ist seit Januar 2024 Hessens Minister für Kultus, Bildung und Chancen. Zuvor saß er bereits von 2011 bis 2021 im Hessischen Landtag, anschließend dreiJahre im Bundestag. Gebürtig kommt der 57-jährige aus Bad Arolsen, machte dort Abitur und wurde später Lehrer. Ist er also der Richtige für diesen Job? Oder anders gefragt: Packt er als Lehrer mit dem Wissen über echte Probleme im Schulsystem erst eben diese an, oder konzentriert er sich zuerst für sogenannte Klientelpolitik? Über das heiß diskutierte – oder wie er sagt – „ideologisierte“ Genderverbot, die “Smartphone-Schutzzonen” an allen Schulen in Hessen, Blockflöten und den aktuellen Bildungsmonitor konnte ich mit ihm am Rande einer Landtagssitzung sprechen. Mein Tipp vorab: Das Gespräch ist sehr lang geworden. Wir haben eine dreiviertel Stunde miteinander geredet. Nehmt euch Zeit, reinzuschauen oder teilt es euch ein.
Herr Schwarz, wenn Sie dem hessischen Schulsystem aktuell eine Schulnote geben müssten: Welche wäre das?
Gut.
Also eine 2? Ist das nicht etwas hochangesetzt?
Man muss, wenn man Noten vergibt, einen Gesamtkontext abbilden. Ich will eines sagen: In Anbetracht der Herausforderungen, die es an Schulen gibt und der Vergleiche, die gezogen werden, ist Hessen wirklich gut aufgestellt und auf einem guten Weg. Gerade erst (Anm. d. Red.: Gemeint ist der 09.09.2025) ist der Bildungsmonitor erschienen. Dort hat Hessen wieder einen Platz gutgemacht und steht jetzt im Vergleich mit allen anderen Ländern auf Platz 6. Da sind wir ein wenig stolz drauf. Das gründet sich auch auf die sehr engagierten Leistungen der Kolleginnen und Kollegen in den Schulen vor Ort. Wir haben den politischen Willen, weiter nach vorne zu kommen. Deswegen setzen wir so viel an Mitteln und Qualität für Schulen ein. Das machen wir, damit die jungen Leute wirklich eine gute Karriere vor sich haben. Wir haben so viele Lehrkräfte wie noch nie zuvor. Und das, obwohl die Schülerzahlen bei weitem nicht so stark steigen wie die proportionale Anzahl der Kolleginnen und Kollegen, die oben draufkommen. Deswegen sind wir dort auf einem sehr ordentlichen Weg. Letzter Satz dazu: Ich hatte von Herausforderungen gesprochen und dass man das in den Kontext stellen muss. Ich will nur darauf hinweisen, dass Hessen das Flächenland ist mit dem höchsten Migrationsanteil in der Bevölkerung und bei den Schülerinnen und Schülern (Anm. d. Red.: Diese Aussage ist richtig. Es sind über 40% unserer Mitschülerinnen und Mitschüler, die einen Migrationshintergrund haben). Jetzt zum neuen Schuljahr in der ersten Klasse haben wir bei den Erstklässlerinnen und Erstklässlern einen Migrationsanteil von mehr als 48%. Dieser Gesamtkontext muss mitbewertet werden. Das Unterrichten in sehr heterogenen Klassen wird nämlich nicht einfacher. Ich war selbst 16 Jahre Lehrer und kann das gut beurteilen.
Wieso ist es keine 1 in der Benotung?
Weil wir immer noch besser werden wollen! Wenn wir sagen, wir haben schon eine 1, dann würden wir uns kaum noch steigern können. Wir wollen immer noch besser werden, als wir sind. Da arbeiten wir stetig dran. Und dass es hier und dort noch Herausforderungen gibt, bei denen wir noch besser werden müssen, ist unstreitig.
Was sehen Sie derzeit als das größte Problem an Schulen in Hessen an?
Ich will von Lösungen sprechen und nicht die Probleme beschreiben.
Aber ich habe ja nach einem Problem gefragt.
Wir haben selbstverständlich Herausforderungen. Nehmen wir die derzeit etwa 25.000 geflüchteten oder zugewanderten Kinder und Jugendlichen, die wir in Intensivklassen mit Fokus aufs Deutschlernen unterrichten. Das ist ganz wichtig, bindet zugleich Kräfte, vor allem an Personal. Wir investieren seit Jahren in zusätzlichen Deutschunterricht für Kinder und Jugendliche ohne deutsche Herkunftssprache und das derzeit mit 4.000 Stellen für Lehrkräfte. Das gilt für Intensivklassen, aber auch für verpflichtende Vorlaufkurse ein Jahr vor der Einschulung, in denen Kinder mit Deutsch-Defiziten für die Grundschule fit gemacht werden. Das ist eine der besonderen Herausforderung oder auch Leistungen der Lehrkräfte. Herausforderungen geht man an! Mutig, kraftvoll, planvoll und dann gibt es hoffentlich auch eine gute Lösung.
1.500 Intensivklassen in Hessen sind ja eine gute Sache. Trotzdem haben wir im Schulsystem einige Probleme. Danach hatte ich gefragt.
Integration ist eine große Aufgabe. Deswegen setzen wir mit ganz großer Kraft auf schnelle Integration, die von elementarer Bedeutung ist. Im Übrigen auch für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Das will ich auch sehr deutlich sagen. Unsere Gesellschaft, das spiegelt sich auch in Schule wider, ist von verschiedenen Seiten unter massivem Druck. Und wenn ich von Gesellschaft spreche, meine ich unsere Verfasstheit, nämlich unsere Demokratie. Deswegen ist meine feste Überzeugung, dass es gilt, Demokratiebildung und Wertebildung in der Schule nicht irgendwie als schöne Nebentätigkeit zu betrachten, sondern als Pflicht und Querschnittsthema für jede Altersgruppe und für jede Schulform. Jede Art von Extremismus, von links, von rechts oder Antisemitismus, gilt es, hart zu bekämpfen, hart zu begegnen. Das Beste ist da Prävention und Aufklärung, deswegen machen wir ja diese große Initiative zur Werte- und Demokratiebildung, um unser Grundgesetz nicht nur zu lernen, sondern zu leben. Darum geht es. Und das ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Wenn Sie es als Problem beschreiben wollen: Ja, es ist ein Problem, wenn wir extremistische Tendenzen in der Gesellschaft haben und es ist auch ein Problem, wenn sich diese auch in der Schule darstellt. Deswegen gehen wir das sehr hart an. Ich akzeptiere keinerlei Extremismus, egal von welcher Seite und auch keinen Antisemitismus.
Ich habe es nicht als Problem beschrieben, Sie haben sich ja auch etwas an der Fragestellung vorbeigemogelt.
Hessen ist – Sie hatten es bereits erwähnt- im bundesweiten Bildungsmonitor einen Platz nach oben geklettert und liegt nun auf Rang 6. Die Vergleichsstudie stammt von der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM).
Sie kommentierten das Ergebnis am Dienstag (Anm. d. Red.: Das Interview wurde am 11.09.25 geführt, gemeint ist als Dienstag, der 09.09.25) so: „Die Ergebnisse bestätigen unsere enormen Bemühungen für die Bildungschancen aller Kinder und Jugendlichen. Wir bieten Qualität, Verlässlichkeit, Perspektive und werden dabei nicht nachlassen.“
Ist das nicht etwas hoch angesetzt, insbesondere mit dem Fokus auf die von Ihnen angesprochenen Chancen, wenn man bedenkt, dass Chancenungleichheit weiterhin groß ist?
Die Eingangsvoraussetzungen bei Schule, im Übrigen auch im Kindergarten, ebenso im Beruf, sind unterschiedlich. Das ist völlig unstreitig. Deswegen, ich mache mal ein Beispiel, worauf ich eben schon Bezug genommen hatte: Damit alle Kinder die möglichst gleichen guten Startchancen haben, wenn sie in die erste Klasse kommen, ist, dass wir mit verpflichtenden Vorlaufkursen, die es in anderen Bundesländern nicht gibt, angehende Schülerinnen und Schüler dazu zu bringen, dass sie in der Lage sind, in der 1. Klasse von vorneherein, in allen Unterrichtsfächern den Inhalten zu folgen. Wenn bei den Schuleingangsuntersuchungen ein gutes Jahr vor der Einschulung festgestellt wird, dass die kognitiven Fähigkeiten und die sprachlichen Fähigkeiten nicht ausreichen, besuchen die Kinder in Hessen die Vorlaufkurse. . Das ist ein Beitrag dazu, dass wir Bildungschancen und möglichst auch eine Chancengleichheit gewährleisten wollen. Ich möchte aber noch eines dazu sagen: Der Begriff der Chancengleichheit ist sehr idealisierend. Wir streben das an, aber es gibt eben unterschiedliche Fähigkeiten und Fertigkeiten, es gibt unterschiedliche Talente und es gibt unterschiedliche Stärken, aber auch unterschiedliche Schwächen. Anzunehmen oder den Anspruch zu erheben, dass alle Menschen gleich sein könnten, alle gleiche Talente oder Möglichkeiten hätten, entspricht wohl nicht der Wirklichkeit. Menschen haben zum Glück unterschiedliche Talente, unterschiedliche Stärken. Der eine ist musikalisch, die nächste mathematisch oder handwerklich begabt, eine tolle Sportlerin, manches Mal gibt es auch Multitalente. Da müssen wir ehrlich zu uns sein: Unterschiedliche Talente haben andere Chancen, in ihrem Spezialgebiet Leistungen zu zeigen und dementsprechend bessere Noten attestiert zu bekommen.
Aber es ging ja bei der Frage nicht um Talente. Es ist ein Fakt, dass Schülerinnen und Schüler, die in ärmere Familien hineingeboren werden, weniger Chancen auf eine Akademikerlaufbahn haben, als Schülerinnen und Schüler, die in Familien geboren wurden, die eher wohlhabend sind.
Ich gebe Ihnen mal folgendes Beispiel: Da liegt Hessen immer auf Platz 1 oder 2 im Wettbewerb mit Bayern. Wir nehmen mal Bezug gar nicht direkt auf das Portemonnaie, sondern auf junge Menschen mit Migrationshintergrund. Hessen ist das Bundesland, das belegt auch der Bildungsmonitor, das enorm erfolgreich ist, bei der Sicherstellung, dass möglichst wenig junge Menschen, die Schule ohne Abschluss verlassen. Wo wir ganz besonders herausstechen, ist bei denen, mit Migrationshintergrund. Die Quote derer, die einen Migrationshintergrund haben und ohne Abschluss die Schule verlassen, ist in Hessen wirklich im Spitzenbereich also sehr gering. Parallel dazu, ist die Quote derer, die mit Migrationshintergrund eine Hochschulzugangsberechtigung bekommen, sehr hoch.
Die Studie hebt Hessens Stärken hervor, beispielsweise die Integration oder Förderinfrastruktur, zeigt aber auch Schwächen bei Digitalisierung, Internationalisierung und Ausgabenpriorisierung. Warum werden gerade diese Themen nicht konsequenter angepackt?
Diese Themen werden konsequent angepackt. Stichwort „Internationalisierung“: Das ist für mich persönlich nicht vollständig nachvollziehbar, warum diese Bewertung hier so ausfällt. Wir haben ganz viele Partnerschaften, ich lege allergrößten Wert auf internationale Begegnungen. Ich komme gerade von einer sehr erfolgreichen Reise aus Israel zurück. Wir haben dort weitere Schulpartnerschaften geschlossen. Im Bereich der Digitalisierung will ich darauf hinweisen, dass das Land Hessen in Zusammenhang mit dem Digitalpakt I, das einzige Bundesland war, das bei der Co-Finanzierung der Bundesmittel nicht nur 10% gegeben hat. Ich will in Erinnerung rufen, der Bund hatte damals 90%, das Land 10% und wir haben gesagt, das ist uns nicht genug! Wir legen gemeinsam mit den Kommunen 25% drauf. Wir haben sozusagen 15% über dem eigenen Bedarf draufgelegt. Das hat kein anderes Bundesland gemacht, noch nicht mal Bayern und auch nicht die Baden-Württemberger. Das sind diejenigen, die auch immer den stärksten Beitrag beim Länderfinanzausgleich haben. Deswegen will ich mich, bzw. Hessen, ausschließlich mit denen messen. Insofern ist es schon eine Priorisierung, die wir da vorgenommen haben. Fakt ist: In bestimmten Bereichen der Digitalisierung sind die Kommunen in der Pflicht. Deswegen müssen wir ein bisschen aufpassen, dass wir da nicht die Verantwortung durcheinanderwerfen. Die Schulträger in ihrer Verantwortung müssen natürlich auch liefern. Es gibt Schulträger, die haben dort herausragendes geleitet, die haben einen herausragenden Standard. Die haben die schnelle Datenautobahn in jeder Schule, die haben eine ganz weite WLAN-Ausleuchtung. Das unterstützen wir als Land auch massiv. Im Übrigen auch mit Landesprogrammen oder Schulbaumaßnahmen. Aber es gibt eben auch unterschiedliche Aufgabenträger und jeder muss seiner Verantwortung dann auch gerecht werden. Zur Digitalisierung gehört, dass wir eine sehr erfolgreiches Schulportal als zentrale digitale Plattform für Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler betreiben. Wir gehen voll mit bei der künstlichen Intelligenz – in diesem Schuljahr mit dem neuen, für alle nutzbaren Chatbot „telli“
Auf die Digitalisierung können wir gleich nochmal zu sprechen kommen. Nun stellt Ihre Partei, die CDU, seit 1999 mit nur einer fünfjährigen Ausnahme von 2009 bis 2014 den Kultusminister in Hessen. Demnach ist es durchgängig die CDU, die diese Zahlen zu verantworten hat. Widersprechen Sie mir da?
Tatsache ist, wenn wir die Jahre mal nachvollziehen, können wir feststellen, dass wir uns stetig nach oben gearbeitet haben. Beispielsweise: Wir waren damals im Vergleich mit anderen Ländern ganz hinten bei den Schulabbrechern und damit bei den Bildungschancen für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Das hat sich komplett geändert. Wir sind wirklich auf einem richtig guten Weg! Wir kommen beim bundesweiten Bildungsmonitor von Platz 10 und sind jetzt auf Platz 6. Wir werden weitere Anstrengungen machen, damit wir noch besser werden, als wir sind. Klar, wir wollen weiter nach vorne kommen!
Bezüglich der Digitalisierung würde ich gerne mal an unsere Schule blicken.
In Flörsheim?
Genau, das Graf-Stauffenberg-Gymnasium.
Ok.
Viele Jahrgangsstufen an unserer Schule wurden jetzt mit digitalen Lehrmöglichkeiten, bzw. IPads, ausgestattet. Die nötigen Geräte für alle Schülerinnen und Schüler sind bereits vorhanden. Nun hat das Land Hessen, meines Wissens auch der Main-Taunus-Kreis, die Gelder und Geräte dafür gegeben. Aber an Kursen für die Lehrkräfte, wie diese Geräte zu bedienen sind, hat es, um meinen eigenen Namen dort einmal zweckzuentfremden, geharpert. Wie möchten Sie denn Lehrkräften helfen, mit dem Thema Digitalisierung besser umzugehen?
Es gibt erhebliche Unterstützung für die Lehrkräfte durch eine Vielzahl von Fortbildungen. Ich denke aber, dass die Bedienung der Geräte eigentlich kein Problem sein sollte. Was die Wartung von Tablets oder des Computerraumes betrifft, muss man klar aufteilen: Ich möchte nicht, dass der Studienrat oder die Oberstudienrätin auch noch dafür verantwortlich sein sollen. Das geht nicht.
Aber das sind Sie doch jetzt noch.
Nein! Dafür sind die Schulträger, also die zuständigen Landkreise oder Städte, verantwortlich. Die Schulträger müssen dafür Sorge tragen, dass die Infrastruktur da ist und läuft. Das ist deren Pflicht. Das unterstützen wir im Übrigen mit Mitteln. Lehrkräfte sollen unterrichten und mit den Geräten umgehen, statt sich darum zu kümmern. Das ist der Ansatz und auch der Anspruch. Ich sage immer: jeder mit seiner Expertise an seinem eigenen Ort. Die Lehrerinnen und Lehrer, bei allem Zutrauen in die technischen Fähigkeiten, die pädagogischen Aufgaben steht dort im Vordergrund, der Umgang mit den Schülerinnen und dem Schüler und die Wissensvermittlung, aber natürlich das pädagogische Wirken im Sinne auch eines Erziehungsauftrags.
Hessen fördert derzeit den Blockflötenunterricht, obwohl es an vielen Schulen an digitaler Ausstattung fehlt. Wie erklären Sie SuS, warum Geld in Blockflöten fließt, während das Thema Digitalisierung immer noch nicht flächendeckend umgesetzt ist?
Wir sollten Dinge nicht vermischen, die nicht zusammengehören. Das Blockflötenprojekt wird derzeit an 20 Grundschulen auf freiwilliger Basis umgesetzt. Das ist ein niedrigschwelliger Einstieg in die musikalische Bildung. Und diejenigen Schulen, die wollen, wo das Interesse in der Schülerschaft besteht und im Kollegium, machen mit. Es ist keine Pflicht. Über das Schulbudget, das der Schule zur Verfügung steht, werden kostengünstig Blockflötensätze erworben. Günstiger und vergnüglicher kann man sich kaum mit dem Violinschlüssel auseinandersetzen. Insofern ist das eine niedrigschwellige und tolle Einstiegsmöglichkeit und alles andere als eine Konkurrenz zum großen und bestimmenden Thema Digitalisierung. Klar ist aber, dass kulturellen Bildung, da fällt das Blockflötenprojekt drunter, ist eine Bereicherung für das soziale Miteinander. Musikalisch miteinander spielen ist auch ein Erlebnis und hält die Leute zusammen. Diejenigen, die Musik machen, haben häufig auch eine gewisse Affinität zu Mathematik und damit auch einen Bezug zu Technik.
Die hessenschau beschreibt diesen Aspekt im Koalitionsvertrag als „nicht unumstritten“ und berichtet, dass auch im zweiten Anlauf dieses Projekts, in dem Kindern das „Tor zur Welt der Musik [ge]öffne[t]“ werden soll, nicht einmal genügend interessierte Schulen gibt. Ist es also ein gescheitertes Projekt?
Überhaupt nicht! Ich verstehe auch nicht, weshalb ein musikalisches Projekt, das vor Ort bei den Kindern gut ankommt, so abgewertet wird. Und ich wiederhole nochmal: Ein Angebot ist ein Angebot. Und wer mitmachen möchte, darf mitmachen. Das ist ein schöner Erfolg, dass jetzt 20 Schulen mitmachen. Jetzt gucken wir mal, wie viele es noch werden. Es ist ja kein Wettbewerb, dass wir sagen, es ist nur dann erfolgreich, wenn möglich alle Schulen mitmachen. Wir haben unterschiedliche Zugänge. Wir haben ganz tolle Programme in der musikalischen Bildung und in der kulturellen Bildung, die an den Schulen sehr umfangreich durchgeführt werden. Wir haben „Primacanta“, da wird gesungen. Wir haben „ZusammenSpiel Musik“, da gibt es die Kooperationen mit den Schulen und den Musikschulen, wo man sich wechselseitig unterstützt und viele andere Angebote mehr. „Musikalische Grundschule“ beispielsweise, da sind über 100 Schulen dabei und wir haben die Schwerpunktschulen Musik, die beispielsweise ganze Orchester an den Start bringen. Wenn wir das Landeskonzert jedes Jahr in Wiesbaden im Kurhaus miterleben, ist das ganz besonders schön! Mit großartigen Leistungen, mit unterschiedlichen Fähigkeiten, mit unterschiedlichen Chören, da gibt es Big Bands, da gibt es auch Trommelgruppen und vieles mehr. Da sieht man, wie breit das Spektrum in diesem Bereich der kulturellen Bildung sich darstellt. Deswegen: Das Blockflötenprojekt ist ein Beispiel dafür.

Wir haben ja auch einen Schwerpunkt Musik an unserer Schule, dementsprechend weiß ich, wie schön das ist!
Toll, prima!
Darf ich mal eine Frage stellen? Ich weiß, Sie führen das Interview, aber ich darf ja mal eine Frage stellen: Spielen Sie ein Instrument?
Ja, ich habe sehr lange Gitarre gespielt.
Ah, großartig! Was für eine Gitarre? Akustik?
Ja.
Haben Sie auch eine E-Gitarre?
Nein.
Ich habe eine Akustik- und auch eine E-Gitarre. Ich würde gerne besser Gitarre spielen können, wenn ich irgendwann mal mehr Zeit habe, werde ich es mal wieder üben. Beide stehen da rum und die paar Akkorde kriege ich noch hin. Ich habe mir das irgendwann mal alles selber beigebracht. Ich bin ein großer Bewunderer von Fender-Gitarren. Wollen Sie sich mal eine E-Gitarre zulegen?
Ich komme leider nicht mehr wirklich zum Spielen, weil ich schulisch und auch durch die Feuerwehr ziemlich eingebunden bin. Ich mache es sehr gerne, aber diese Investitionen noch zu tätigen, wenn sie dann vielleicht unter den Tisch fällt….
Nachvollziehbar. Also, das war ein kleines Intermezzo. Aber eine Frage darf ich an Sie ja mal stellen!
Sie müssen mich nicht siezen. Ich bin ja erst 15 Jahre alt, da kann man mich noch mit Lukas ansprechen.
Oh, ja klar. Sorry.
Zu Beginn Ihrer Amtszeit wurde viel über das Genderverbot an hessischen Schulen und in der Verwaltung gesprochen. Schülerinnen und Schüler bekommen jedes Mal einen Notenpunkt Abzug, wenn sie geschlechtsneutrale Sprache mit Sonderzeichen nutzen. War das wirklich direkt zum Start die größte Baustelle?
Vielleicht haben einzelne Interessengruppen, die das Thema ideologisieren, gerne darüber gesprochen (Anm. d. Red.: Zu einer Ideologie gehören immer zwei Seiten. Man könnte ebenso der Landesregierung vorwerfen, das Thema durch das Verbot ideologisiert zu haben.). Verantwortungsvolle Bildungspolitik hat viele wichtige Facetten – und zum Start haben wir beispielsweise die zusätzliche Deutschstunde für alle zweiten Klassen auf den Weg gebracht. Oder nehmen wir die von uns aufgebrachten Regelungen zu den Smartphone-Schutzzonen.
Über die Smartphone-Regelungen sprechen wir natürlich auch noch.
Ja, gut. Okay. (lacht) Ich will Folgendes sagen: Sprache dient dazu, dass man sich versteht und verständigt. Dass die deutsche Sprache keine einfache ist, wissen diejenigen, die nicht selbst hier aufgewachsen sind, sehr genau. Wer schreiben lernt und wer die Zeichensetzung lernt und wer die verschiedenen Zeiten lernt, weiß selbst genau, dass konjugieren oder deklinieren durchaus etwas anspruchsvoll ist. Das ist mal eine Vorbemerkung. Dass die Gendersprache mit verschiedensten Sonderzeichen etwas ist, das sich im Laufe der letzten Jahre insbesondere an Universitäten etabliert hat, ist auch eine Einordnung. Wir als hessische Landesregierung sind fest davon überzeugt, dass wir eine Art und Weise brauchen, um einfach und klar, im Übrigen nicht nur sprachlich klar und korrekt, sondern auch juristisch klar und korrekt, miteinander in den Austausch zu gehen. Wir halten uns in der Schriftsprache an das, was der Rat für deutsche Rechtschreibung vorgibt. Dieses amtliche Regelwerk gilt es, schriftlich zu unterrichten. Und dementsprechend gilt es zu korrigieren. Wir kommen im gesellschaftlichen Miteinander nicht weiter, wenn jeder für sich macht, beziehungsweise schreibt, was er will und Regeln nicht beachtet werden. Im Übrigen: die Art und Weise des Sprechens, ist davon nicht betroffen. Dennoch finde ich es sehr wichtig, sich auch in gesprochenen Worten gut nachvollziehbar, klar und verständlich auszudrücken. Das hat der Ministerpräsident, da bin ich Boris Rhein sehr dankbar, gleich zu Anfang der Legislaturperiode mit einer Dienstanweisung an alle Behörden klar gemacht. Die Schulen sind von mir per Erlass informiert worden, dass selbstverständlich die amtlichen Rechtschreibregelungen gelten. Dass manche trotzdem etwas dagegen haben, sollte nicht überraschen.
Ich würde trotzdem gerne noch weiter darüber diskutieren. Weil es eben auch ein Thema ist, das viele Schülerinnen und Schüler an den Schulen weiterhin beschäftigt. Am Dienstag (den 09.09.2025) haben Sie in Ihrer Regierungserklärung gesagt: „Während die Opposition Gendersternchen zählt, statt Rechtschreibfehler zu zählen und zu korrigieren, stellen wir das Bildungssystem weiter auf solide Füße. Wir handeln, während andere reden.“
Was hat das Verbot gebracht, Herr Schwarz?
Die Opposition zählt die Gendersternchen, nicht wir! Das war meine Aussage.
Habe ich ja so auch vorgelesen.
Klarheit. Schlicht Klarheit aller Beteiligten, wie geschrieben wird und wie bewertet wird. Transparenz, Klarheit und nicht irgendwelche offenen Diskussionen, die die Schulgemeinden verunsichern. Ist das jetzt ein Fehler oder ist es kein Fehler? Kann man das machen oder kann man es nicht machen? Es gilt das, was der Rat für deutsche Rechtschreibung vorgibt. Insofern hat das sehr viel Klarheit gebracht, sowohl bei Klausuren als auch bei den Abschlussprüfungen. Von daher, du hattest von vornherein ja gesagt, Punkteabzug – Es gibt in Hessen einen Fehlerindex für die Rechtschreibung, nicht nur bei den Arbeiten, die in Deutsch geschrieben werden, sondern bei allen Arbeiten. Dieser Index wird zugrunde gelegt und fließt in die in die Gesamtnote mit ein. Deswegen ist es ein schlüssiges Gesamtwerk.
Wobei der Fehlerindex über die letzten Jahre in Hessen sowieso immer weiter entschärft wurde.
Ja, aber bei uns gibt es ihn trotzdem noch. Da unterscheiden wir uns von allen anderen Ländern, die Rechtschreibfehler in Arbeiten nicht mehr, wie wir klar und transparent in der Mitbenotung ausweisen.
Wie Schleswig-Holstein.
Die haben den Fehlerindex zu diesem Schuljahr abgeschafft.
Sie hatten es vorhin schon mal angesprochen, ich ebenfalls, es geht mir um das Handyverbot. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer hat Anfang der Woche (Anm. d. Red.: Gemeint ist Kalenderwoche 37) folgendes gesagt: „Unser Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern in Rheinland-Pfalz eine selbstbestimmte und sichere Teilhabe an der digitalen Welt zu ermöglichen. Pauschale Verbote bringen uns hier nicht weiter.“ Was sagen Sie dazu?
Ich teile den ersten Teil seiner Aussage: Selbstbestimmte Menschen, mündige Bürgerinnen und Bürger und medienkompetente junge Menschen. Ansonsten muss ich sagen: Wenn du dir sämtliche Statements von mir innerhalb des vergangenen Jahres anschaust, rede ich immer von Verantwortung, die wir übernehmen. Darum geht es. Von Klarheit in den rechtlichen Rahmenbedingungen. Wir reden von Smartphone-Schutzzonen. Und es ist jetzt kein Erkenntnisdefizit, was im Raum steht, sondern es ist glockenklar: Die überbordenden Bildschirmzeiten, die Ablenkung durch private Endgeräte – im Übrigen auch durch Smartwatches – führen Kinder und Jugendliche nicht in die Glückseligkeit. Im Gegenteil. Sie führen zu psychischen Belastungen, sie führen zu schulischem Misserfolg. Weniger Bildschirmzeiten führen zu mehr miteinander, dass die jungen Menschen miteinander reden, miteinander spielen. Und im Übrigen: Die Rückmeldungen aus den Schulen und Schulgemeinden sind positiv. Sehr positiv. Wir bekommen Applaus von Eltern, von Lehrkräften, in Teilen auch der Schülerschaft, die sagen, es geht uns viel besser. Und mir persönlich hat noch keiner erklären können, wie 250 Textnachrichten oder Beiträge auf Social Media, die nicht wenige Jugendliche am Tag erhalten, sonderlich hilfreich sind. Wenn nicht mal Ruhe einkehrt, sich die Menschen direkt miteinander austauschen können und nicht nebeneinandersitzen und sich Nachrichten schicken oder durch merkwürdige Videos auf Social Media gemobbt werden, finde ich das einen Grundwert an sich. Wir sind hier federführend und als Hessen nach vorne gegangen. Andere Länder wollten erst nicht so richtig, jetzt ziehen sie nach. Und eine letzte Bemerkung: Dort, wo im Grunde genommen die Digitalisierung schon immer gelebt wurde, dort, wo die Wiege der Digitalisierung ist, nämlich in Kalifornien, im Silicon Valley, dort senden die Vorstandschefs der großen Tech-Konzerne ihre Kinder an Schulen, an denen bis zum 15. Lebensjahr diese Dinge gar nicht stattfinden. Die wissen ganz genau, welche Risiken darin bestehen. Die sind sehr restriktiv, beispielsweise im Umgang mit Social Media. Alles ist bekannt, wer sich nicht darum kümmert, ist unverantwortlich. Ich übernehme Verantwortung. Ich weiß, dass es Diskussionen gegeben hat, aber der Erfolg jetzt gibt uns recht. Und die Tatsache, dass ganz viele Folgen, zeigt auch, dass wir auf dem richtigen Weg sind und die Führungsrolle auch an dieser Stelle haben.
Wäre es nicht konsequenter, auf Medienkompetenz und digitale Bildung zu setzen, statt Handys einfach wegzuschließen? Sie sagten am Dienstag und auch jetzt gerade wieder, Hessen zeige eine Führungsrolle. Diese Rolle könnten wir im Fall der Medienkompetenz doch einmal einnehmen. Schülerinnen und Schüler werden übrigens auch außerhalb der Schule gemobbt, um mal den Aspekt noch abzudecken.
Hier werden keine digitalen Geräte weggeschlossen. Es geht bei den Beschränkungen um die private Nutzung. Und du hast Recht: Medienbildung spielt eine ganz entscheidende Rolle. Wir setzen viel darauf, dass tatsächlich junge, resiliente und selbstbewusste Menschen an den Schulen ausgebildet werden, die sehr genau wissen, die Chancen und Risiken von Medien einzuordnen. Die im Übrigen auch fit werden, im Bereich des Umgangs mit der künstlichen Intelligenz. Ein hoch dynamischer Bereich. Ich möchte darauf hinweisen, dass wir uns nicht nur um die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler kümmern, sondern zugleich um die Medienkompetenz und die technischen Kompetenzen der Lehrkräfte. Allein im vergangenen Schuljahr haben wir die Anzahl der KI-Fortbildungen verdoppelt. Wir fahren die jetzt weiter nach oben. Auch da will ich drauf hinweisen: Wir haben in diesem Schuljahr den für alle in den Schulen zugänglichen Chatbot gestartet…
Telli.
Namens Telli, ja. Der datenschutzkonform und von uns geprüft ist, ansonsten so funktioniert wie bekannte KI-Tools aus dem Markt.
Es gibt in Hessen das Schulfach Digitale Welt. In der soll genau das geschehen. Das Fach wird derzeit an 64 Schulen in Hessen gelehrt.
80 Schulen.
Ok, dann korrigiere ich das. Sie haben die Zahlen da besser drauf. 80 von 1.805 öffentlichen Schulen in ganz Hessen. Wann wird das Fach denn ausgeweitet?
Wir haben das Fach Digitale Welt als Schulversuch in den 5. und 6. Klassen konzipiert, als wir vor einigen Jahren gestartet sind. Die Anzahl der Schulen ist gewachsen. Digitale Welt ist die Kombination aus Ökonomie, Ökologie und Technik. Also quasi Wirtschaft, Biologie und IT. Auf der anderen Seite gibt es die Möglichkeiten, betonter Informatikunterricht durchzuführen. Hier haben wir die Kombination, sozusagen die angewandte technische Umsetzung in ganz praktischen Dingen. Das Leben besteht ja nicht nur aus Fächern, sondern aus Lebensmöglichkeiten und Lebenspraxis – in der digitalen Welt. Dass die Idee dabei.
Warum möchten Sie das fachlich nicht auf die Grundschulen ausweiten?
Dieser Schulversuch bezieht sich tatsächlich auf die weiterführenden Schulen. Die Grundschule hat die Aufgabe, Grundlegendes zu vermitteln. Das ist lesen, schreiben und rechnen. Und es geht ums Erlernen des Lernens für die Jüngsten. Deswegen darf man die Grundschule, bei allem, was wünschenswert wäre und was noch rein könnte, nicht überfrachten. Wir brauchen hier erst einmal die Konzentration auf das Wesentliche. Und übrigens: Als Projekt können Grundschulen unseren Digital-Truck buchen, in dem Anwendungen zur Robotik oder auch in der KI von den Kindern ausprobiert werden können.
Ist nicht eine Grundkompetenz in Zeiten wie diesen auch die Medienkompetenz?
Zweifelsohne. Ganz klar, ja. Aber eben gerade waren wir ausschließlich beim Schulfach Digitale Welt. Und Digitale Welt ist der Ansatz im Grunde genommen aus drei Fächern, die in Kombination wirken. Dass in Grundschulen selbstverständlich schon Medien auf dem entsprechenden altersgemäßen Niveau eingegangen wird, ist unstreitig.
Wenn wir in drei Jahren auf ihre Amtszeit zurückschauen, woran würden Sie gerne gemessen werden?
Wichtig ist, dass wir für eine verantwortungsvolle und engagierte Bildungspolitik stehen, die allen jungen Menschen bestmögliche Bildungschancen eröffnet. Wir wollen weiter daran arbeiten, dass Ihr als junge Menschen in Hessen richtig gut ausgebildet werden. Wir haben hier nachweislich Erfolge vorzuweisen. Der Bildungsmonitor attestiert es, und auch hier wollen wir uns noch steigern. Das ist der Ansatz: Steigern selbst in Zeiten, in denen wir feststellen müssen, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen herausfordernder werden. Das ist auf allen Ebenen so. Ob das der Bund ist, ob das die Länder sind oder die Kommunen. Die finanziellen Möglichkeiten werden nicht besser. Die Steuereinnahmen sprudeln bei weitem nicht mehr so wie in den vergangenen Jahren. Trotz dessen wollen wir uns nicht zurücklehnen und sagen: Schwierig, jetzt können wir deswegen nicht mehr weiterarbeiten oder uns weiter einsetzen. Nein, wir nehmen Herausforderungen an und wollen uns für unsere Zukunft in diesem Land stark machen: Das seid ihr Schülerinnen und Schüler. Das bist du, das sind diejenigen, die 2 oder 3 Jahre älter sind als du und das sind die, die ein paar Jahre jünger sind als du. Darum geht’s. Wenn ihr nämlich alle gut ausgebildet seid, wenn ihr alle miteinander fit seid, dann werden wir hier in Hessen eine gute Zukunft haben.
Sie möchten, wenn man Ihnen so zuhört, sicher noch lange Kultusminister bleiben. Dürfen denn bei der Landtagswahl 2028 auch 16jährige wählen?
Wir haben diese Diskussion gestern (Anm. d. Red.: Gemeint ist Mittwoch, der 10. September 2025) im Hessischen Landtag geführt.
Das habe ich gesehen, ja.
Unsere Position dazu ist klar. Wir gehen immer davon aus, das Rechte und Pflichten miteinander einhergehen. Wir haben Spielregeln, ab wann was erlaubt ist und in welcher Verantwortung man sich befindet. Ich persönlich halte es für richtig, dass man mit 18 das Wahlrecht für den Hessischen Landtag und den Deutschen Bundestag hat. Das halte ich für ein sehr vernünftiges Alter. Wir üben vorher demokratisches Miteinander. Da gibt es Jugendparlamente, Kinderparlamente, es gibt die Schülervertretung und die Parteien, wo man sich einbringen und engagieren kann. Das ist sozusagen die Einbringung und die Möglichkeit. Das Wahlrecht für den Hessischen Landtag und im Deutschen Bundestag halte ich für sehr angemessen und sehr richtig mit 18 Jahren. Das ist ein gutes Alter. Ich darf das sagen, mittlerweile sind meine Kinder erwachsen. Ich habe noch gut in Erinnerung, wie das so war, als sie 16 waren und das war jetzt nicht die Ausnahme, sondern da kamen viele andere zu uns nach Hause. Ob da alle möglicherweise den gesamten Blick auf das politische Spektrum und was es bei einer politischen Wahl und Entscheidung zu Bedenken gibt, hatten, dabei bin ich mir nicht ganz sicher. Ich halte es für richtig, dass 18 angemessen ist, das haben wir mit unserer Fraktion auch gestern so diskutiert. Diese Einschätzung teile ich.
Hat jeder 40jährige den politischen Überblick?
Die entscheidende Frage ist, dass man natürlich Rechtssicherheit ab einem bestimmten Alter in dieser Fragestellung braucht. Das haben wir beispielsweise beim Führen eines Fahrzeuges, das haben wir auch bei der Ausbildung mit Waffen oder einer Waffenbesitzkarte, es gibt Rechte und Pflichten. Das geht auch einher mit Alkoholkonsum. Und so weiter. Es braucht eine gewisse Reife. Im Übrigen auch bei Social Media, diese Diskussion wird ja auch geführt. Ab welchem Alter ist das verantwortbar? Und es hat auch etwas damit zu tun, wie wir mit den digitalen Endgeräten umgehen. Ab wann ist das verantwortbar? Und auch da gibt es Studien für, dass man in einem bestimmten Alter, nämlich im Schnitt zwischen 14 und von 15 erst in der Lage ist, die Chancen und Risiken von Social Media einzuschätzen. Und ich glaube, um politische Prozesse einordnen zu können, braucht es auch eine gewisse Zeit. Es gibt junge Talente, die eine Ausnahme darstellen. Diese stellen aber sicherlich nicht die Mehrheit dar. Da gibt es möglicherweise aber auch ältere Bürgerinnen und Bürger, die sich nicht sonderlich für Politik interessieren. Denen möchte ich aber um Gottes Willen nicht das Wahlrecht entziehen. Es hat immer etwas mit Interesse zu tun. Noten abzugeben für die Wahlkompetenz von erwachsenen mündigen Bürgern, das würde ich mir jetzt nicht anmaßen, das halte ich auch nicht für angemessen.
Vielen Dank für Ihre Zeit für das Gespräch!
Ja, sehr gerne!
Das Interview wurde am Donnerstag, den 11. September 2025, im hessischen Landtag in Wiesbaden am Rande einer Plenarsitzung geführt. Das Gespräch dauerte circa eine dreiviertel Stunde an.
Meinung: Ich bin mit großen Erwartungen in den Hessischen Landtag gefahren… Dass diese nicht komplett zufriedengestellt werden würden, hatte ich mir schon gedacht. Das ist in Interviews immer so. Ich hätte mir seitens Schwarz jedoch trotzdem gewünscht, inhaltlich mehr auf meine Fragen einzugehen, statt eine von ihm oft kritisierte Ideologie selbst in das Gespräch zu streuen. Dennoch bin ich wie immer dankbar, dass ich einen so hochrangigen Politiker, dieses Mal unseren Kultusminister, treffen durfte, denn das ist für einen angehenden Journalisten wie mich definitiv keine Selbstverständlichkeit!
Aufgrund privater Termine und Verpflichtungen unseres Chefredakteurs und der hessischen Herbstferien erscheint das Interview erst jetzt. HEADLINE bittet dafür um Entschuldigung.
Die Fotos sind am Tag des Interviews entstanden. Alle Rechte an eben diesen liegen bei HEADLINE, bzw. Lukas Harper und Evelyn Metz (Büro Schwarz, Kultusministerium).
