Aktion der Jungen Union vor unserer Schule

Ein Kommentar von Mia Sophie Reil

Screenshot Instagram, 30.6.2025

Am letzten Schultag vor den Sommerferien, also am 4. Juli 2025, plant die Junge Union Main-Taunus-Kreis (JU-MTK) laut einem Beitrag auf ihrem Instagram-Account (siehe Screenshot) eine sogenannte „Schulverteilaktion“ vor dem Graf-Stauffenberg-Gymnasium in Flörsheim – also direkt vor unserer Schule. Man wolle dort „allen einen starken Ferienstart“ wünschen. Auch an der Main-Taunus-Schule in Hofheim und an der Heinrich-von-Kleist-Schule in Eschborn sind solche Aktionen angekündigt. Die Aktion wird als nette Geste zum Ferienstart dargestellt. Aber ist das wirklich nur gut gemeint?

Schulen sind ein besonderer Raum. Sie sollten politisch neutral sein, um Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu geben, sich eine eigene, differenzierte politische Meinung zu bilden, ohne von einer Seite oder Partei übermäßig beeinflusst zu werden. Sie können Gelegenheiten bieten, sich mit Politik auseinanderzusetzen, sollen es sogar – im Rahmen von Diskussionsrunden, Projekttagen oder Veranstaltungen, bei denen mehrere Positionen zu Wort kommen. Insbesondere in Zeiten von wachsendem Extremismus ist es wichtig, dass Schule uns Demokratie aktiv lehrt. Wenn allerdings eine einzelne Jugendorganisation ohne Kontext oder Einladung direkt vor einer Schule auftritt, wirkt das nicht wie ein Beitrag zu politischer Bildung – sondern eher wie einseitige Werbung.

Auch wenn die Aktion freundlich inszeniert ist, bleibt der Eindruck: Hier versucht eine Partei, gezielt an einem Ort Präsenz zu zeigen, an dem junge Menschen besonders leicht ansprechbar sind – je nachdem, was verteilt wird vermutlich sogar mit einem kleinen Goodie, um den Ferienbeginn zu versüßen. Selbst wenn keine direkte politische Meinungsäußerung oder Parteiwerbung stattfinden sollten, könnte das Ziel sein, aktiv Sympathien zu bilden. Das alles, ohne andere Perspektiven oder ein Gleichgewicht politischer Meinungen. Das ist problematisch!

Für die Transparenz: Ich selbst bin Mitglied der Grünen Jugend. Gerade deshalb ist es mir wichtig zu betonen, dass es mir in dieser Kritik nicht darum geht, die Junge Union als Organisation grundsätzlich zu diffamieren. Es geht um das Prinzip, diese spezifische Aktion – nicht um die Partei. Solche Aktionen wären aus meiner Sicht auch von jeder anderen Jugendorganisation in dieser Form fragwürdig.

Wichtig zu betonen: Parteiarbeit, beispielsweise um Mitglieder anzuwerben, sind in jeder Partei und Jugendpartei üblich. Grundsätzlicher Konsens (auch unter Jugendparteien) ist aber eigentlich, dass politische Aktionen nicht an und in der Nähe von Schulen durchgeführt werden, außer es handelt sich um bereits genannte Ausnahmen.

Politisches Engagement ist wichtig. Aber es muss fair, verantwortungsvoll und reflektiert geschehen – besonders dann, wenn es um junge Menschen geht. Der Schulraum ist kein Ort für parteipolitische Selbstdarstellung.

Lasst uns deshalb genauer hinschauen, wer mit welcher Absicht an unsere Schule tritt – und welche Räume wir schützen sollten.